Paaradox: Gesundheit!
SIE
Das Leben mit dem Mann nebenan ist so wunderbar wie wundersam. Plötzlich ging er auf den Schrank mit dem Putzzeug zu und kramte herum – so lange, bis ich ihn murmeln hörte: Super, jetzt hab’ ich endlich einen Fetz’n. Damit war kein Dulliöh im alkoholischen Sinn gemeint, sondern die Tatsache, dass er in der rechten Hand ein weiches Tuch hielt und in der linken eine Flüssigkeit, mit der man Metall schonend reinigen könne. Nun zog er sich zurück, um seine alten Golfschläger zu putzen, Motto: Je besser die gepflegt werden, desto länger halten sie. Dabei polierte er sich in Trance und war nicht ansprechbar.
Helden von heute
Warum ich das erzähle? Ich finde, auch der Mann nebenan sollte „länger halten“, was mit Selbstfürsorge zu tun hat. Damit gehen viele Männer nachlässig um. Sie bringen ihre Autos (oder Golfschläger) auf Hochglanz und zum Service, leben aber selbst bevorzugt nach dem „Helden von heute“-Motto „Wir haben den Fuß am Gas“. Das gilt auch für den Hufnagl, der zwar sportelt, aber sonst eher wenig von gesundheitlichen Präventivmaßnahmen hält. So kam es, dass wir im Urlaub an einem Hotel vorbeiwanderten, in dem F. X. Mayr-Kuren angeboten werden. „F. X. was?“ fragte er – worauf Gnä Hygieia, Ururururenkelin des Asklepios (= also ich) zu dozieren begann. Übers Fasten, die milde Ableitungsdiät und wie toll all das sei, um gesund, fit und schlank zu bleiben. Weiter kam sie nicht, weil er mit einem Blablabla, urfad bitte! den Vortrag für beendet erklärte. Er hatte a.) Durst und b.) Gusto auf eine Brettljause mit Speck. Außerdem: Wenn schon was mit „F. X.“, dann bitte den Pichler. Womit der Wachauer Winzer und dessen, zugegeben, hervorragender Veltliner gemeint war. Was soll man dazu sagen, außer: Na Prost – und Mahlzeit.
Termine: Stadtgalerie Mödling; 16. 10. Locationänderung: Statt Stalltheater Königstetten, Florahof, Langenlebarn; 24. 10. Rabenhof; 6.11. Hagenbrunn
gabriele.kuhn@kurier.at / facebook.com/GabrieleKuhn60
ER
Bekäme ich für jedes Solltest du auch machen meiner Frau einen Euro, könnte ich mir längst einen exquisiten Kuraufenthalt in der Karibik leisten. Sie weiß nämlich nicht nur, was gut für sie ist, sondern vor allem, warum es auch gut für mich wäre. Etwa das Praktizieren von Kapotasana, eine fortgeschrittene Rückbeuge, die unter Yoga-Gläubigen als Taube in die Kategorie Klacks fällt. Wer sie und die unzähligen anderen Asanas beherrscht und mit mantrischer Miene zu Klängen des nepalesischen Bambusflötenspielers Manose Singh zelebriert, lebt sicher länger ... wenn nicht sogar ewig. Mein eher unspiritueller Hinweis darauf, dass mir schon allein der Anblick der kuhn’schen Verrenkungen vermittelt, ich könnte Kapselrisse und Bänderzerrungen fürs Leben erleiden, lässt sie nicht gelten. Lieber sagt sie: Solltest du auch machen.
Reise ins Ich
Wie so vieles: Einen warmen Brei zum Frühstück essen, kein eiskaltes Wasser trinken, vor Mitternacht schlafen gehen, sich selbst Zeit ohne Smartphone schenken, Bücher über die Reise ins Ich lesen, oder – mein Favorit – manchmal einfach da sitzen, nix tun und nur schauen und fühlen. Diese Anfälle von Fürsorge mehren sich, weil ich angeblich (!!!) nicht mehr der Jungspund bin, dem sie mirnixdirnix den Schulterwurf von zwei großen Säcken Blumenerde überantworten will. Die Liebste sieht sich längst als Mediatorin zwischen Weisheit und Gesundheit. Dementsprechend ausufernd sind ihre Vorträge, in denen ganz oft Wörter wie Achtsamkeit, Selbstliebe und Hülsenfrüchte vorkommen, aber nie Männerabend, Krügerl und wurscht. Also habe ich unlängst dieses Kapotasana probiert. Ihr zuliebe. Und es war auf gewisse Weise ein voller Erfolg. So schnell konnte ich nämlich gar nicht umfallen, um den erlösenden Satz zu hören: Solltest du nicht mehr machen.
Solo „Abend mit einem Mannsbild“: 17. 10, CasaNova Wien, Matinee, 11 h