Paaradox: Ei, ei – einmal geht’s noch
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Sorry, ich kann nicht anders, ich muss das Thema „Eierpecken“ an dieser Stelle erneut aufgreifen. Zumal sich der Mann gegenüber trotz des vereinbarten Prinzips „Ostern = Friede, Freude, Eiersuchen“ entgegen aller Abmachungen erst wieder als Wettkampf-Maschine gerierte. Wie man ihn auch dreht und wendet – er kann einfach nicht anders, er möchte unbedingt gewinnen. Immer. Egal, ob es sich um schlichtes Sackhüpfen, „Fang den Hut“, einen lustigen Apfeltanz bei einer kindischen Party oder dem Altherren-Amateur-Tennismatch in der Vorstadt handelt, bei dem es um nix anderes als ein Paar Würstel und ein Krügerl Bier geht, das der Verlierer zu zahlen hat. Der Satz „Gratuliere zum Sieg, Hufnagl“ ist das Viagra seines Gemüts, der Ruf „Erster!“ die Ode an seine Freude, tobender Applaus mit „Hurra, Hufi!“-Rufen wie Weihnachten und Geburtstag auf einmal.
Spitz und hart
Und so ertappte ich ihn, wie er in vorösterlicher Kontemplation heimlich „Die Physik der Eierpeckens“ googelte. Ich googelte – Undercover, natürlich – nach, was er googelte, und wusste nun, dass er auf die Wahl des richtigen Eis achten würde, mit möglichst robuster Schale. Die, wie ich erfuhr, mit dem Alter und der Ernährung des Huhns zu tun hat. Weiters würde er sich beim Griff zum Ei fix für jenes entscheiden, das „spitzer“ ist, um dann trotzdem zu versuchen, das gegnerische Ei, also meines, mit seinem Ei von der Seite zu touchieren. Einerseits war mir klar: Da muss eine Strategie her! Andererseits war da eine seltsame Form von Gleichmut, als hätte ich das große, weise Buch der Tausendjährigen Eier studiert, in dem auf Seite 1.457 der Satz Wer alles mit einem Lächeln beginnt, dem wird das Meiste gelingen steht. Und so griff ich am Ostersonntag ins Nest, fegte den Hufnagl mit einem entwaffnenden Lächeln vom Tisch und zerstörte mit einem linken Haken blitzschnell und beinhart sein Ei. Sieh an: Er entpuppte sich als halbwegs guter Verlierer.
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Er
Sportkommentatoren analysieren die Charakteristik von Spielern, die gerade gewonnen haben, mitunter so: „Sie haben den Sieg mehr gewollt.“ Diesen sportlich-mentalen Zugang versuche ich meiner Frau stets zu vermitteln, worauf sie nur entgegnet: Is’ schon gut, Ehrgeizler. Sie hat eben keine Ahnung, wie sich ein Triumph-Trauma anfühlen kann und offenbart fast justament yogaeske Gelassenheit: Das Wichtigste ist die Bewegung und die Freude am Spiel. Was ich provokant als das entlarve, was es ist: eine antrainierte Exit-Strategie für Verlierer. Weil, ehrlich, was bitte ist der Sinn eines Matches? Es einfach nur zu bestreiten? Oder es womöglich mit vollem Einsatz gewinnen zu wollen? Aber diese Botschaft maximaler Ambition kommt bei gnä Kuhn nicht an und endet verlässlich mit den Worten: Wenn’s dich glücklich macht, ärger’ dich halt ein Leben lang über Niederlagen. In dieser Diskussion werde ich niemals den Pokal für Überzeugungskraft in die Höhe stemmen – wie schrieb der chinesische Lyriker Li Bai: „Wer einen Sieg über sich selbst errungen hat, ist stark. Wer einen Sieg über sein Weib errungen hat, lügt.“
Überraschungscoup
Es ist daher nur konsequent, dass meine Frau grundsätzlich jede Form spielerischer Duelle mit mir meidet – von Tennis über Tischfußball bis Schnapsen. Auch deshalb, weil sie – von meinem Siegeswillen abgesehen – immerzu taktische Gemeinheiten fürchtet. Dann sagt sie: Du immer mit deinen Psychotricks – als wäre ich nicht besser gewesen, sondern lediglich hinterlistiger. Die Ausnahme heißt Eierpecken. Für diesen Wettbewerb hat sie sich heuer meiner Methoden bedient und mit einer Überraschungsattacke tatsächlich einen (seitlichen) Zerdepscher-Coup gelandet. Ich überlegte natürlich eine Berufung aufgrund eines eindeutigen Regelbruchs, entschied mich aber für äußerliche Erhabenheit. „Gratuliere“, sagte ich und notierte geistig: Ja nicht vergessen, Pecken-Plan für 2024!
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