Kolumnen/Ohrwaschl

Nicht einfach

Schauspielerin Julianne Moore sagt einen Satz über ihre Rollen, den man sich auf die Handfläche schreiben sollte, um ihn bei Gelegenheit immer wieder nachzulesen: Je komplizierter die Menschen sind, die sie spielt, desto realer sind sie.

Genau dieser Gedanke verbläst sich nämlich leider allzu oft in den aufgeregten Debatten, die wir einander heute antun: dass nämlich die Menschen nie nur eines sind. Nie nur „Autogegner“ oder „Volksschulkind, das nicht Deutsch kann“ oder „FPÖ-Wähler“ oder, was auch immer das heißen soll, überhaupt „Rechter“ oder „Linker“.

Moore sagt: Je länger sie Schauspielerin ist, „desto mehr interessieren mich die feinen Nuancen meiner Charaktere“. Auch wer eine Abwehrhaltung dagegen aufgebaut hat, sich von Schauspielerinnen und Schauspielern die Welt erklären zu lassen: Das ist doch etwas, das zu beherzigen sich lohnt, die Nuancen im Menschen zu sehen und nicht nur das Grobe.