Schrei in deinem Herzen!
Von Birgit Braunrath
Dass man "nur mit dem Herzen gut sieht", wissen viele, sobald "Der kleine Prinz" ihren Bildungsweg kreuzt. Dass man nur mit dem Herzen gut schreit, ist neu. Sozusagen der letzte Schrei aus Japan. Schuld ist Corona. Seit gemeinsam schreien und singen unter angewandte Tröpfcheninfektion fällt, seit Händeschütteln als viraler Unfriedensgruß gilt, werden neue Wege beschritten.
Wer den Körperkontakt sucht, grüßt mit einem Ellbogenreiberl. Und wem das zu nah ist, der übt sich im asiatischen Vorbeugegruß: Man beugt sich, mit schützend vor der Brust gefalteten Händen, leicht vor und beugt so körperlicher Annäherung vor.
Jetzt kam aus Japan die Meldung, dass Schreien und Kreischen auf Hochschaubahnen coronabedingt zu unterlassen sei. Als ob das so einfach wäre. Seither wird ein Video zum Hit, in dem zwei Menschen eine Fahrt lang keinen Mucks machen. Am Ende sieht man, dass dem einem die Hand zittert – und den Schriftzug: „Schrei in deinem Herzen!“
Macht Corona aus den Menschen stumme Herzschreier? Oder dürfen sie sich eines Tages wieder die Seele aus dem Leib schreien?