Neue Volkskrankheit Upskirtingphobie
Wie manche Anglizismen Sachverhalte unredlich beschönigen, zeigt sich in diesen Tagen deutlich an dem (politisch korrekten?) Neologismus Upskirting = mit dem Handy klammheimlich von unten in Rock oder Kleid hineinfotografieren. Ein abgefeimter Zeitvertreib, dem etwas Schmieriges und Abseitiges anhaftet.
Upskirting als Terminus für diese Sudelei, klingt nach etwas Hippem, etwas Zeitgeistigem, ja Sportlichem, wie Uploading oder Updating. So wie z. B. Binge-Eating eher Genuss signalisiert, als ausuferndes, anfallartiges in sich Hineinstopfen. Wie Dinner Cancelling spontan ein frugales Souper insinuiert, als die einfache Tatsache: „I friss auf d’ Nacht nix“.
Vielleicht gibt es bald Upskirting-Partys, Upskirting-Competitions und Upskirting-Blinddates.
Nicht weit ist dann die neue Volkskrankheit Upskirtingphobie – die aktive und die passive – und eine Ausstellung My-best-Upskirt-Shots von einem Influencer aus Laab am Walde.
Wenn dann ein – eventuell unschön alkoholisierter – Vernissagen-Gast äußert: „Des san doch nur Weiberwäsch-Büdln von unten“, dann wird er wegen Banausentum der Ausstellungsräumlichkeiten verwiesen.
Vorstellbar wäre es, dass bald ein Song die Charts anführt, der I skirt you up heißt, millionenfach downgeloadet und die „deutsche“ Gabalier-Version „Maderl, i knips di unterm Kladerl aufwärts vom Waderl“ kontroversiell diskutiert wird.
Gewarnt seien junge Frauen vor sorglosem Chillen, relaxtem Herumstehen oder beim Tennis einen beherzten Smash schlagen. Irgendwo lauert, hämisch feixend, ein Upskirter um deren Private Parts abzulichten.
„Ich möchte dich klicken“, wäre dann der Aufriss-Sager und „Klick dich selber“, die adäquate Ablehnung dazu.
Der Kabarettist Joesi Prokopetz ist regelmäßig Autor dieser Kolumne.