Kolumnen

Mann sucht Zukunft

Bei Männern hat sich die Anzahl der Spermien in den letzten 30 Jahren halbiert. Über die Ursachen wird im Epizentrum des Halbwissens, auf Twitter, wild spekuliert. Das Tragen warmer Windeln als Säugling, der zu harte Fahrradsattel oder ist es doch die Strafe Gottes für eine weitere Staffel „Dancing Stars“? Ich vermute, dass im Hoden ein Umdenken stattgefunden hat. In Anbetracht von Klimaerwärmung, Überbevölkerung und Lehrermangel wird der 3-Schicht-Betrieb heruntergefahren. Kurzarbeit geht auch ohne Corona.

Überraschenderweise werden in einigen Ländern plötzlich mehr Mädchen als Buben geboren. Man könnte vermuten, dass der Hoden jetzt auch noch den Feminismus in die Hand nimmt. Vielleicht führt er gerade ein Produktionsstatut ein, dass in Zukunft 55 Prozent der Spermien Frauen zeugen müssen. Diese Perspektive wird so manchen FPÖ-Politiker die Leichenblässe ins Gesicht zaubern. Eine Quotenregelung im Geschlechtsorgan? Das darf nicht sein. Noch nie gab es einen Rechten mit einem linken Hoden. Doch wahrscheinlich fällt mittlerweile auch der Evolution auf, dass im Fernsehen neben jeder Hiobsbotschaft ein Bild von einem ergrauten Krawattenträger eingeblendet wird.

Anders gesagt, die Zukunft der Menschheit liegt in der Verantwortung von Männern mit überschaubarer Zukunft. Es müsste weltweit für männliche Despoten ein verpflichtendes Pensionsantrittsalter geben. Halten Sie mich für naiv, aber ich bin davon überzeugt, dass sich die Welt in einem erfreulicheren Licht präsentieren würde, wenn die Frauen der derzeitigen Machthaber die Fäden in den Händen hielten. Sprich eine Frau Putin, eine Frau Erdoğan, eine Frau Biden, eine Frau Xi Jinping und von mir aus, wegen der Quote, ein Herr von der Leyen. Das wird nicht so schnell passieren, aber vielleicht in ein paar Jahrzehnten. Meine Hoffnung liegt im Hoden.