Kolumnen

Champions-League-Werte in der Regionalliga

Im Wintersport ist der ORF die Nummer 1. Sobald große und kleinere Bälle im Spiel sind, fährt aber die TV-Konkurrenz mit den Skispezialisten Schlitten.

Wenn die neue Lichtenwörther Nummer 4 der Tennis-Welt aufschlägt, ist ServusTV (wie soeben beim Madrider Match Dominic Thiem gegen Novak Djokovic) ab dem Viertelfinale im Bilde. Auch das deutsche Fußball-Cup-Finale Bayern – RB Leipzig wird von Servus übertragen werden.

Das Europa-League-Endspiel Arsenal – Chelsea, das die beiden Londoner Klubs und Tausende ihrer Fans zu Flügen ins 3.970 Kilometer entfernte Baku zwingt, wird in Puls 4 zu sehen sein. Und das englische Champions-League-Endspiel LiverpoolTottenham in Madrid ist exklusives Pay-TV-Highlight von Sky und DAZN.

Nie zuvor schafften es ausschließlich englische Klubs in gleich beide europäische Endspiele. Nachdem nie zuvor innerhalb von drei Tagen an den Semifinalschauplätzen so viel aufregend Hochkarätiges zu erleben war. Zum Ärger von Gebührenzahlern des ORF, bei dem beim internationalen Fußball Mattscheibe herrscht. Doch zum Glück der österreichischen Bundesliga: Konnten doch zumindest konservative ORF-Seher und Pay-TV-Verweigerer keine Vergleiche ziehen und sagen, dass es sich bei dem im Ausland Gebotenen um eine andere Sportart handle.

Auch auf die Gefahr hin, für realitätsfern gehalten zu werden, sei behauptet: Die heimische Kasperliga ist ein bissel besser als ihr Ruf. Jedoch:

Wenn hinter dem Tor Sponsoren-Autos parken oder die Spieler nur vor leeren Tribünen rauf- und runterwieseln, muss der Eindruck entstehen, dass es sich um biederen Provinzkick handelt. Vor allem, wenn man via Youtube Ausschnitte ausländischer Liga-Höhepunkte sieht.

Selbst in den dritten englischen und deutschen Ligen sind die Besucherzahlen höher als in Österreichs erster. Selbst für den SK Rapid, der sich seiner großen Fangemeinde rühmt, reicht’s vom Zuschauerschnitt her nicht annähernd zu einem Platz unter Europas Top 50.

Zugegeben, was balltechnisches bzw. positionsbezogenes Training betrifft, besteht speziell im Jugendbereich Aufholbedarf. Nur die Wirtshausmeinung, wonach’s Österreichern generell an Kampf- und Laufbereitschaft mangelt, ist überholt.

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Am Beispiel des Elias Felber, 20, der wie internationale Profis eine GPS-Apex-Weste zwecks Leistungsanalyse unterm Vereinstrikot trägt. Der Kapitän der Rapid-Zweier-Elf spult in einem Regionalligaspiel im Schnitt 11,3 Kilometer ab. Er kommt (auch im Sprintbereich) auf Werte, die jenen der meisten Stars der Europacup-Finalisten entsprechen.

Elias ist der Sohn von ORF-Fußballchef Andreas Felber. Letzterer würde als Field-Reporter am liebsten jede Woche Liverpools Trainer Jürgen Klopp interviewen. Wenn, ... ja wenn der ORF die sündteuren Rechte dafür hätte.