Kolumnen

Klein, aber mein

Wer das Wesen von uns Menschen verstehen will, der braucht nur in die Schrebergärten zu schauen. Sie sind das kleine Glück, das das Leben von den großen Träumen übrig lässt.

Benannt sind sie nach dem Problempädagogen Dr. Schreber aus dem 19. Jahrhundert, in dessen Weltbild es wichtig war, junge Menschen mit kalten Sitzbädern von der Unsittlichkeit abzuhalten. In seinem Geiste entstanden die Schrebergärten: In abgezäunten Beeten sollte sich die Stadtjugend zu Naturfreunden entwickeln (und auf keine sonstigen blöden Gedanken kommen).

Geworden ist aus den Schrebergärten ein Minimundus des Menschlichen: Es gibt hier in herrlich überschaubarem Rahmen gute Nachbarn und verbissene Streits, strenge Regeln und schöne Blumen, es gibt Krieg und Frieden. Und es gibt die, die wegen ein bisschen Macht in ihrem kleinen Kaiserreich alle Skrupel verlieren. Kalte Sitzbäder haben uns offenbar doch nicht sehr viel weitergebracht.