Johannas Fest: Jazz-Brunch im Weingarten
Von Johanna Zugmann
Ferdinand ist ein Querdenker. Das merkt man schon daran, dass der DIN-A-4 Block, auf den der 50-Jährige Ideen zu skizzieren pflegt, nicht hoch, sondern längs der Breitseite beschrieben wird. Der promovierte Doktor der Kommunikationswissenschaften ist einer der erfolgreichsten Auslandsösterreicher. Dem Unternehmen, an dessen Spitze er als CEO steht, beschert Ferdinand auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Aktienhöhenflüge. Aber das Wichtigste: Er ist eine Frohnatur, ein Schöngeist, Genießer und ein extrem großzügiger Gastgeber.
Fast alljährlich lädt Ferdinand eine illustre Runde zum Jazz-Brunch in den Weingarten vor dem Kellerstöckel, das zu den von ihm gepachteten Rieden gehört. Was für eine Ehre und Freude, dort eingeladen zu sein! An die hundertfünfzig Freunde aus Wirtschaft und Kultur erleben entspannte Stunden bei Livemusik. Es fließen erlesene Rebsäfte, die Tische biegen sich unter dem feinen Buffet mit pannonischen Schmankerln und Gegrilltem von bestem Biofleisch aus der Region.
Da dieses Herbstfest ungemein beliebt ist, kommen seitens der Eingeladenen so gut wie gar keine Absagen. Auf der anderen Seite wächst der Freundeskreis stetig. Auf die Frage, welche Gäste bei ihm auf die Watchlist kommen, antwortet der Hobbywinzer wie aus der Pistole geschossen: „Diejenigen, die mehr Wein mitbringen, als sie trinken.“ – Wie bitte? Warum das? „Weil sie ungemütlich sind“, so die knappe Erklärung des Querdenkers. Dass die Mehrzahl der Gäste mit dem Taxi auf den Berg anreist, ist doppelte Risikominimierung: Schließlich will man weder den Führerschein verlieren, noch als Spaßbremse von der Einladungsliste gestrichen werden.