Johannas Fest: Gastlichkeit beginnt bei einem selbst
Von Johanna Zugmann
Lorenz ist ein ungemein gut aussehender, erfolgreicher und charmanter Anfangdreißiger. Der gebürtige Waldviertler hat eine Selfmade-Karriere hingelegt und zählt heute zu den bedeutendsten Kunst- und Porzellanhändlern. Wer das Glück hat, mit ihm befreundet zu sein und in den Genuss einer Essenseinladung in seiner Wiener Innenstadt-Wohnung kommt, weiß, dass er zu den allerbesten Gastgebern zählt.
Die Wohnung ist ein Wunderland, das Auge kann sich kaum sattsehen am erlesenen Mobiliar und dem eklektischen Blumenschmuck. Zum Aperitif gibt’s stets Champagner aus dünnwandigen Musselin-Gläsern, die niemals im Geschirrspüler landen dürfen. Der Tisch ist gedeckt mit den edelsten Porzellantellern der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur (1744 bis 1864) und die Tafelmusik abgestimmt auf das jeweilige Thema des Abends. Natürlich ist auch das Menü wohl durchdacht: Derzeit steht ein Frühjahrsdinner auf dem Plan. Spargel und Artischocken dürfen ebenso wenig fehlen, wie ein bunter knackiger Salat mit raffiniertem Dressing. Und die Zusammensetzung der Tafelrunde ist ausgetüftelt wie auch die Sitzordnung. Lorenz Gäste sind gekommen, um zu genießen, und schweben nach einem solchen Abend voll Glückseligkeit, indem kein Wunsch unerfüllt geblieben ist, förmlich nach Hause.
Kein Zweifel, Lorenz ist ein Menschenfreund und ein Ausnahmegastgeber. Der Absolvent des Decorative Arts & Design-Studiums an der Sotheby’s Akademie in London macht aus Einladungen ein Gesamtkunstwerk.
Der Strahlemann ist aber nicht nur ein fantastischer Gastgeber, sondern auch ein gern gesehener Gast. Wenn der Hedonist, der eine Fernbeziehung führt, dennoch einmal allein zu Hause ist, macht er es sich selbst schön. Er deckt den Tisch ebenso kunstvoll, wie an Abenden, an denen er Gäste geladen hat. Der passionierte Feinschmecker und Hobbykoch erprobt dann für sich selbst neue komplizierte Rezepte und genießt das Ergebnis seiner Herdkunst.
Wie so ein Solo-Abend endet? Nicht vor dem TV-Gerät. Lorenz legt sich gute Laune-Musik auf und tanzt dann beschwingt über das schöne Sternparkett. Das ist Gastlichkeit in Reinkultur. Die beginnt schließlich bei einem selbst. Ein sehr außergewöhnliches Beispiel, aber dringend zur Nachahmung empfohlen, auch wenn Sie weder antikes Mobiliar noch Porzellan aus der kaiserlichen Manufaktur haben!