Kolumnen

In flagranti

In erster Linie ist jeder selbst dafür verantwortlich, wie er lebt, konsumiert, isst, reist … und erst in zweiter Linie dafür, anzuprangern, wie andere leben. Allerdings bereitet Aufgabe zwei offensichtlich vielen mehr Genugtuung als Aufgabe eins. Und so witterten eingefleischte Tieresser, die sich schon lang von den Pflanzennagern gepflanzt, ja gedemütigt, fühlen, dieser Tage ihre Chance, endlich der Stachel im Fleisch der vermeintlich Tugendhaften zu sein, als Vizekanzler Kogler mit einem leibhaftigen Burger in flagranti erwischt wurde.

Die neuen Burgerlichen grillten Kogler schadenfroh sozialmedial und bescherten so McDonald’s unbezahlbare Werbung.

Dem Klima ist es übrigens wurscht, ob der Mensch ab und zu einen Burger isst. Würden aber alle ihren Fleischkonsum (in Österreich derzeit mehr als 64 Kilo pro Kopf pro Jahr) reduzieren, wäre das effektiver, als wenn jeder Fünfte Vegetarier würde. Die Produktion von einem Kilo Burgerfleisch verursacht 19-mal so viel CO2-Emission wie die von einem Kilo Linsen. Was für Schlüsse man für die eigene Lebensweise daraus zieht, darf jeder, wie gesagt, für sich entscheiden.