Ich wollte als Kind am liebsten meine Ruhe haben
Von Guido Tartarotti
Erwartungsgemäß hat die Politik unseren Hausarrest beendet. Wir dürfen raus, um das Geld, das uns noch übrig geblieben ist, in den heimischen Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Ich befürchte ja, dass wir die jetzige Freiheit noch teuer bezahlen werden: Weihnachtsshoppingirrsinn, Anstellen in der Schlange beim Massentest und dann fröhliches Clusterbasteln im Familienkreis an den Feiertagen könnten die ideale Voraussetzung sein, Mitte Jänner 20.000 Neuinfektionen pro Tag zu haben und danach in einen wirklich harten Lockdown geschickt zu werden, mit echten Ausgangssperren.
So einen Lockdown hätte ich als Kind gern gehabt. Ich weiß noch, wie unangenehm ich es fand, dass von einem Kind erwartet wurde, soziale Aktivitäten mit anderen Kindern zu verrichten. Ich mochte die anderen Kinder nicht, ich fand sie grob, gemein und ziemlich dumm. Und ich fand, dass sie schlecht rochen, weshalb ich weder mit ihnen spielen, noch mit ihnen raufen wollte.
Ich war als Kind am meisten zufrieden, wenn man mich einfach in Ruhe ließ. Ich spielte am liebsten alleine. Zu diesem Zweck erfand ich meine eigenen Spiele. Zum Beispiel „Skifahren“. Dazu zeichnete ich mir auf einem Blatt Papier einen Riesentorlaufkurs, den ich mit der rechten Hand und einem Bleistift „abfuhr“, während ich mit der linken Hand und einer Stoppuhr die Zeit nahm. Damit konnte ich mich stundenlang beschäftigen. Ein anderes Spiel hieß „Skispringen“, dazu baute ich aus Büchern und Sesseln Schanzen und ließ meine Matchboxautos drüberfahren. Manchmal spielte ich auch Schach oder „Mensch ärgere dich nicht“ gegen mich selbst, oder erfand gleich neue Brettspiele, in denen es meistens um Krieg und Schlachten ging.
Mein Lieblingsspiel war „Feuer“: Ich zeichnete Städte auf Papier und übermalte sie dann mit einer Feuersbrunst. Ich weiß, das klingt seltsam – aber es wurde dennoch ein sehr friedlicher Mensch aus mir.