(Nicht nur) Kind braucht Hund
Von Birgit Braunrath
Ich hab’ ein Buch verschlungen, in beinahe derselben Zeit, in der Daria eine getrocknete Rinderluftröhre verschlingen kann. Es war so spannend.
Der feinsinnige Formulierer, Biologe, Hunde(aus)kenner und Menschenversteher Jochen Stadler hat wieder ein Buch geschrieben, und wer Mensch oder Hund ist, dem sei es dringend empfohlen: „Kind braucht Hund – Wie sie beste Freunde werden“ (Verlag ecowin). Endlich jemand, der ohne Romantisierung oder Panikmache auf den Punkt bringt, dass Kind und Hund ein perfektes Team sein können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wenn beide Seiten Regeln gelernt haben und diese auch einhalten. Genau hier kommen die Erwachsenen ins Spiel. Die sind leider oft die größten Kinder, halten Welpen für Kinderweihnachtsgeschenke und Hundegehorsamstraining für schwarze Pädagogik. Beides ist Unsinn. Aber man kann, auch wenn man diese grundlegenden Fehler umgeht, immer noch viel falsch machen. So wie wir einst:
Wir haben die Kinder entscheiden lassen, dass „wir“ einen Hund wollen (aber welches Elternherz wird nicht weich wie Butter in der Sonne, wenn der Zwölfjährige Tag für Tag sagt: „Die Schule ist so schrecklich, wenn wir einen Hund hätten, würde der sich freuen, wenn ich heimkomme, und alles wäre gut“)?
Wir haben die Kinder aussuchen lassen, welchen der Welpen wir nehmen und den Rat der Züchterin („Nehmt nicht die Kleinste, Schwächste!“) in den Wind geschlagen. Wir haben die Kinder zweimal in die Hundeschule mitgenommen, damit sie mit Daria trainieren, aber rasch nachgegeben, als sie beim ersten Schlechtwetter nicht mehr wollten ...
Ja, wir haben einiges falsch gemacht. Zum Glück haben wir Daria. Die hat unsere Fehler dank ihres unerschütterlichen Naturells stets ausgebügelt, ist aus ihrer anfänglichen Zerbrechlichkeit rasch herausgewachsen und wurde eine starke, selbstbewusste Hündin.
Wir haben aber auch etwas richtig gemacht: Wir wussten von Beginn an, dass Kinder nie die Verantwortung für einen Hund tragen können und dürfen (auch das stellt Stadler in seinem Buch, klar) und dass uns Daria länger bleiben würde als die Kinder. Genau so ist es gekommen. Die Kinder sind aus dem Haus, und wir haben einen Hund. Aber das macht nichts. Denn nicht nur „Kind braucht Hund“, Mensch braucht Hund.