Kolumnen

Läuft wieder wie geschmiert

Es ist wie mit dem Auto. Sie kennen das vielleicht: Unterwegs zur Kfz-Werkstatt – und das Fenster, das sich zwei Tage lang bei strömendem Regen nicht schließen ließ, fährt plötzlich auf Knopfdruck wieder schurrend auf und ab, als wäre nichts gewesen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Fahrgestell des Hundes: Unterwegs zur Reparaturwerkstatt läuft Daria plötzlich wieder wie geschmiert und erinnert sich nicht mehr an die Hüft- und Rückenschmerzen von vor einer Stunde.

Geschmeidig wendet sie ihr Hinterteil um 180 Grad, als sie bemerkt, wohin wir unterwegs sind: zur Hundephysiotherapie. Ich durchschaue ihren Trick, schlage eine neuerliche Kehrtwende vor und ernte Protest. Mit einer exakt dosierten Mischung aus Bestechung und Bestimmtheit befördere ich sie schließlich doch noch zur Tür hinein.

Der freundliche Tierarzt nimmt die unverhohlenen Fluchtbemühungen nicht persönlich, sagt: „Hallo, Schatzi!“ und streichelt Daria zur Begrüßung. Sie hat nichts dagegen, würde den Herrn aber lieber in freier Wildbahn treffen.

Die Maßnahmenskeptikerin

Die Untersuchung beginnt. Kaum drückt der Arzt auf Hüfte oder Lendenwirbeln, zuckt Daria zusammen. Sie tut dabei aber so, als wäre nichts, quietscht nicht auf, weicht nicht aus. Als sie auch mit dieser Taktik die – völlig schmerzlose – Laserbehandlung nicht abwenden kann, wird sie grantig, geht Richtung Ausgang und wirft mir ihren strengsten „Komm, wir gehen! Mir tut nichts weh“-Blick zu.

Ich stehe weder auf, noch steige ich darauf ein und bleibe einfach auf der Behandlungsmatte sitzen, bis sie wieder kommt. Denn ich weiß aus Erfahrung, dass es ihr nach der Behandlung viel besser geht. Daria weiß das nicht, weil sie den Besuch in der Praxis und die Wohlfühltage danach nicht in Zusammenhang bringt. Und wer weiß ... es könnte ja theoretisch auch jedes Mal Zufall sein.

So gut ich kann, halte ich sie fest. Und als sie am Tag danach glücklich schmerzfrei neben mir herläuft, sage ich nicht: „Na bitte, ich hatte recht“, sondern sage gar nichts und lächle in mich hinein.

Wie soll ein Hund diesen Zusammenhang verstehen, solange es Menschen gibt, die eine empfohlene Behandlung verweigern, weil sie nicht mehr an ihren Hausarzt und die Medizin „glauben“?