Doppelmoral hält besser
Von Birgit Braunrath
Wenn sie einem die Moral nicht abkaufen, versucht man es eben mit der Doppelmoral. Denn doppelt hält besser. Täglich zu beobachten in der Politik. Wenn etwa Donald Trump Footballspieler, die in stillem Protest gegen Rassismus während der Hymne knien, „Hurensöhne“ nennt, welche „keinen Respekt“ für die Nation und deren Soldaten zeigten, er dann aber selbst einem verstorbenen hochverdienten Veteranen jeden Respekt verweigert, ist das Doppelmoral.
Doch man muss gar nicht so weit wegschauen. Wenn Österreichs Regierung darauf pocht, dass Menschen, die hier leben wollen, von Beginn an jedes erdenkliche Integrationsengagement zeigen sollten, dann aber das Budget für Sprachkurse kürzt, Asylwerber „konzentriert an einem Ort“ statt in Privatquartieren „halten“ will und diese nicht nur vom Arbeitsmarkt, sondern jetzt auch von Lehrstellen fernhält (und die Außenministerin dann noch sagt, sie könnten ja während der Wartezeit „in einem Hospiz arbeiten“ – wie bitte soll das gehen?), dann ist das Doppelmoral. Doch die ist nicht doppelt moralisch. Sie ist nur die zynische Schwester der Moral.