Die neue Zickzacklinigkeit
Von Birgit Braunrath
Jüngste Trendsportart in unserer polarisiert-politisierten Welt ist das Distanzieren. Dabei turnt man sich innerlich frei aus einer unangenehmen Lage, in die man sich zuvor sehenden Auges hineinmanövriert hat, hoffend, dass schon nichts passieren werde. Sobald sich das, worauf man sich da eingelassen hat, nicht nur zum eigenen Vorteil, sondern (als unerwünschter Nebeneffekt) auch zum eigenen Nachteil entwickelt, distanziert man sich rasch von den Nachteilen, um die Vorteile möglichst weiter ernten zu können.
Distanzieren ist demzufolge eine Verrenkungsform für Semi-Feiglinge, die nicht mutig genug sind, zu dem zu stehen, was sie angerichtet haben, andererseits aber auch nicht feige genug, das, was sie anrichten, schon im Vorfeld bleiben zu lassen.
Man könnte die aktuelle Distanzierbewegung daher auch die neue Zickzacklinigkeit nennen – oder einfach: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ für extrem Wasserscheue.