Der schönste Tag der Welt
Von Birgit Braunrath
Manche Paare verpassen ihrer Liebe einen so großen Rahmen, dass diese vor Schreck herausfällt. Denn wir leben im Zeitalter überzogener Erwartungshaltungen. Und so geraten immer mehr Hochzeiten zu organisatorischen Großereignissen mit Staatsbankettcharakter.
Der Wunsch, den „schönsten Tag des Lebens“ herbeizuinszenieren und möglichst vielen Menschen über Social Media Beweisfotos zukommen zu lassen, ist oft bindender als das „Ja“ an sich. Wer sich in so großem Rahmen die Liebe auf Lebzeit verspricht, baut gleichzeitig die Unmöglichkeit eines Neins.
Doch so wie sich der große Tag oft nicht an den Ablaufplan hält, tut dies auch die Liebe nicht. Sie lässt sich nicht per Hollywood-Trauung auf ewig einzementieren. Dem Ewigkeitsanspruch kann nur gerecht werden, wer sich darauf einstellt, dass Lebendig-Sein bedeutet, dass die Liebe sich verändert – so wie die Frisur, die heute sitzt, in drei Wochen anders aussehen wird.
Daher sollte man nicht die Heirat zum schönsten Tag des Lebens erklären, sondern an jedem Tag, der folgt, daran arbeiten, ihn gemeinsam zum schönsten zu machen.