Kolumnen/Claudias Chaostruppe

Alles Friede, Freude, Ponyhof? Aufwachen, bitte!

Das halbe Leben besteht aus Desillusionierung. Kaum geboren, checken wir schon: Hey, jetzt ist es nicht mehr so warm und kuschelig wie in den vergangenen neun Monaten! Rückkehr leider unmöglich. Und das geht immer so weiter: Im Kindergarten gibt es Dreijährige, die uns Bausteine an den Schädel knallen, Frechheit.

In der Schule warten Teenager, die uns nicht fresh und cute, sondern cringe und nerdy finden. Tut weh. Je erwachsener, desto klarer: Das Leben läuft selten nach Plan, viel öfter kommt es ganz anders, als wir denken.

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Was habe ich vor dreizehn Jahren – den positiven Schwangerschaftstest in Händen haltend – fantasiert: über süße Babys, wunderbare Familienausflüge, einen entspannten Alltag (was kann daran so anstrengend sein?), noch mehr süße Babys, die zu witzigen Kindern werden, während sie in Eintracht und Glückseligkeit miteinander spielen. Das Haus dazu ein Hort der Wonne und Ordnung. Überraschung! Die Realität sah und sieht ein wenig anders aus.

Zeit ist immer knapp

Harmonie wird prinzipiell überbewertet, Schlaf auch. Ordnung ist bestimmt schön, ich freu mich darauf im nächsten Leben. Der Alltag ist selten strukturiert, was bedeutet: Ich steche keine niedlichen Tierchen aus Toastbroten aus und stecke sie in Jausenboxen. Zeit ist immer knapp, die Nerven liegen manchmal blank. Und ich bin auf dem Desillusionierungstrip.

Alle, die ein Familienleben planen, das Kinder involviert, sollten wissen, worauf sie sich einlassen. Deswegen weigere ich mich mittlerweile, so zu tun, als wäre alles Friede, Freude, Ponyhof. Natürlich gibt es geniale Momente, viel Gaudi und Zeiten, in denen man als Eltern irre stolz ist auf diese Wesen aus exzellenter Eigenproduktion. Aber es ist auch oft Arbeit, harte Arbeit.

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