Was macht ein Kaffeehaus zum Kaffeehaus?
Definitionsfrage. Das Kaffeehaus ist ein weites Feld, auf dem Platz für viele und vieles ist. Das Spektrum reicht vom schicken Ringstraßencafé bis zum räudigen Vorstadtespresso. Die Frage ist: Was macht ein Kaffeehaus zum Kaffeehaus? Welche Kriterien muss ein Lokal mindestens erfüllen, um als Café durchzugehen?
Kriterium 1: In einem Kaffeehaus muss man Kaffee trinken können. Klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist aber keine. Grundsätzlich kann man natürlich in fast jedem Lokal Kaffee trinken. Entscheidend ist, dass ein Kaffee eine vollkommen normale Bestellung darstellt. Viele Restaurants und Bars fallen da schon einmal weg. Dass Kaffeehäuser oft auch Restaurants und Bars sind, kann zu Verwechslungen führen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, machen Sie folgenden Test: Bestellen Sie einen kleinen Braunen und beobachten Sie sich dabei selbst genau: Haben Sie ein schlechtes Gefühl, befinden Sie sich ziemlich sicher nicht in einem Kaffeehaus.
Kriterium 2: In einem Kaffeehaus muss es Kellnerinnen oder Kellner geben. Starbucks-Filialen und ähnliche Lokalitäten sind daher keine Kaffeehäuser, obwohl man dort zweifellos Kaffee bestellen kann und obwohl dieser meist ziemlich gut ist, jedenfalls besser als in manchem Kaffeehaus. Daran sieht man, dass der Kaffee im Café nicht das Wichtigste ist.
Kriterium 3: In einem Kaffeehaus müssen Zeitungen aufliegen. Das mag für die Generation Smartphone jetzt vielleicht etwas spleenig erscheinen, ist aber ernst gemeint. Ohne Zeitungen geht es nicht, und nein: Gratisgazetten gelten nicht. Aïda-Filialen etwa sind zwar Bastionen der Wiener Kaffeekultur, aber keine Kaffeehäuser – weil es keine Zeitungen gibt. Warum das so wichtig ist? Zeitungen stehen für Diskurs, Unterhaltung und Muße. Anders gesagt: für einige der zentralen Merkmale eines Wiener Kaffeehauses.