Kolumnen/Cafe Kralicek

Kaffeehäuser sind unsterblich, solange die Gäste an sie denken

Aura. Dass Kaffeehäuser besondere Orte sind, merkt man oft erst dann, wenn es sie nicht mehr gibt. Man sieht es einem Haus zwar meist nicht an, dass da einmal ein Café war, wo jetzt irgendein Geschäft ist, in dem irgendwas verkauft wird. Und doch haben diese Häuser immer noch eine bestimmte Aura. Auch nach vielen Jahren ist es, als ob der Geist des Kaffeehauses sich nie ganz vertreiben ließe.

Geisterhäuser. Aus dem Kino kennen wir das haunted house, das Spukhaus. Es steht meist einsam auf einem Hügel, und es ist ganz sicher keine gute Idee, dort einzuziehen, auch wenn die Miete noch so günstig ist. In einem solchen Haus ist irgendwann etwas Furchtbares geschehen, und jetzt liegt ein Fluch darauf. Auch Ex-Kaffeehäuser sind solche Geisterhäuser – nur dass kein Fluch, sondern ein Segen drauf liegt.

In den Mauern hat sich nämlich nicht nur der Rauch von Millionen Zigaretten verewigt, so oft kann man gar nicht ausmalen. Auch all die hitzigen Debatten, geistreichen Gedanken und blöden Witze, die in so einem Kaffeehaus Tag für Tag geführt, gedacht und gerissen werden, kriegst du einfach nicht mehr raus. Ehemalige Kaffeehäuser sind wie aufgelassene Kinos. Die Filme, die man dort gesehen hat, bleiben für immer mit dem Ort verbunden. Egal, ob aus dem Kino längst ein Supermarkt oder ein Fitnessstudio geworden ist.

Spurlos? Äußerlich sind etwa das Café Griensteidl am Michaelerplatz, das Café Schottenring am Schottenring oder das Café Markusplatz (vormals Café Tuchlauben) in den Tuchlauben spurlos verschwunden. Das gilt aber nur für die Menschen, die nie dort waren. In der Erinnerung der Gäste leben die Kaffeehäuser weiter.

Unter den Lokalen sind Kaffeehäuser die menschenähnlichsten. Wie die Menschen sind sie erst dann wirklich tot, wenn sich niemand mehr daran erinnern kann. Am besten ist es natürlich trotzdem, Kaffeehäuser gar nicht erst zuzusperren.