Hässlich, ich bin so hässlich: Vom Charme der abgewohnten Kaffeehäuser
Café Hegelhof. Das Café Hegelhof lag nicht in der Hegelgasse, sondern ums Eck, in der Johannesgasse. Nicht nur deshalb war das ein komisches Lokal – eine eigenartige Mischung aus (kleinem) Kaffeehaus und (besserer) Spelunke. Nach irgendeinem Lockdown hat das Hegelhof dann nicht mehr aufgesperrt. Und jetzt wurde das Lokal – wie ich bei Florian Holzer im Falter gelesen habe – als „Das Hegel“ neu eröffnet. Zu Recht weist Holzer darauf hin, dass das Hegelhof keine Schönheit war, und dann kommt ein Satz, in dem ich mich sofort wiedererkannt habe: „Es gibt Leute, die mögen hässliche Kaffeehäuser lieber als prachtvolle.“
Ich liebe hässliche Kaffeehäuser. Wobei „hässlich“ das falsche Wort ist. „Abgewohnt“ trifft es besser, oder „patiniert“. Gegen gepflegtes Mobiliar ist im Grunde zwar nichts einzuwenden, aber wenn man den Eindruck hat, dass die Betreiber am liebsten Schonbezüge auflegen würden, wird es ungemütlich. Und viel wichtiger als die Frage, wie schön oder hässlich ein Café ist, ist sowieso seine Geschichte.
Ich finde es schön, wenn man einem Kaffeehaus ansieht, dass es schon einiges erlebt hat. Wen stört es, dass das Alt Wien mit Plakaten tapeziert ist, die zum Teil älter sind als manche Kunden? Wer hat ein Problem damit, dass die Kunstlederbänke im Heumarkt mit Gaffer-Tape geflickt sind? Und wer stößt sich daran, dass das Klo im Rüdigerhof so aussieht, wie es nun einmal aussieht? (Okay, schlechtes Beispiel: Bei sanitären Anlagen möchte man eigentlich möglichst wenig Vorgeschichte mitbekommen.)
Das Hegel. Im neuen Hegel war ich inzwischen auch einmal. Es sieht proper aus, viel heller als vorher. Spelunke ist es keine mehr, Café aber auch nicht wirklich. Die einzige Tageszeitung, die aufliegt, ist die Krone. Das ist zu wenig. Aber dass die
Sitzbänke mit hellgrauem Stoff überzogen sind, macht Hoffnung: Vielleicht kann man dort ja bald wieder hingehen.