Kolumnen/Cafe Kralicek

Wohin nach dem Friedhof? Ins Kaffeehaus natürlich

Eh scho wuascht. Woran merkt man, dass man in Wien ist? Unter anderem daran, dass es dort sogar auf dem Friedhof einen Würstelstand und ein Café gibt. Zumindest am Zentralfriedhof ist das so, wo sich vor dem Haupteingang der Würstelstand „Eh scho wuascht“ befindet und gleich hinter dem Portal eine Filiale der Konditorei Oberlaa (stimmt, das ist kein klassisches Kaffeehaus, aber immerhin).

Wer das pietätlos findet, hat das Prinzip Friedhof nicht verstanden. Ein Friedhof ist in erster Linie ja nicht für die Toten da, sondern für die Lebenden. Und die müssen eben essen und trinken.

In Wien kommt aber nicht nur das Kaffeehaus auf den Friedhof, die Verbindung ist auch umgekehrt stark. Wer zum Beispiel auf ein Begräbnis geht, landet danach nicht selten im Café. Und nein, das ist nicht geschmacklos, es ist das Natürlichste auf der Welt. Schließlich ist das Café nicht nur ein Lokal für alle Tageszeiten, sondern auch für alle Lebenslagen. Auch der Tod ist ein Teil des Lebens, meist kein erfreulicher, aber ein unvermeidlicher. Die einen sterben, die anderen leben weiter. Und was jetzt? Viele gehen dann halt ins Kaffeehaus.

Letzte Runde. Wer jemals auf einem „Leichenschmaus“ war, kennt das Phänomen, dass die Stimmung dort oft gar nicht so gedrückt ist, wie man glauben sollte. Der Verlust eines Menschen erinnert dessen Freundinnen und Freunde an die eigene Vergänglichkeit, sie suchen Trost, sind verletzlicher als sonst.

Das macht die Gespräche offener, tiefer und nicht selten – kein Widerspruch! – auch lustiger als im Normalfall. So entstehen denkwürdige Abende. Der oder die Verstorbene ist zwar nicht mehr dabei, bleibt dafür aber in umso besserer Erinnerung.

Im Café Kralicek geht nach Begräbnissen von Stammgästen eine Runde aufs Haus. Der Chef möchte so jene Gäste beruhigen, denen gerade erst bewusst geworden ist, dass auch ausdauerndes Kaffeehaussitzen nicht unsterblich macht.