Bitch Wolli?
Von Guido Tartarotti
Irgendwer – ich weiß nicht, war es Konfuzius, Churchill oder B., die kluge Mutter meiner Kinder – hat gesagt: Man soll danach trachten, immer wieder etwas ganz Neues zu lernen, das macht das Leben spannend. Und das bringt uns jetzt auf eine kleine Insel, auf der ich vor etwa zehn Jahren in der Sonne lag. Zweimal pro Tag erschien am Strand ein Mann und brüllte mir ins Ohr: „BITCH WOLLI?! BITCH WOLLI?!“ Ich war jedes Mal kurz davor, zurück zu brüllen: NEIN! Ich wünsche keine Prostituierte! Bis ich irgendwann begriff: Der Mann hatte den Auftrag, die Menschen zur Teilnahme am Beachvolleyball aufzufordern.
(Einschub: In Wahrheit begriff ich das eh sofort. Aber meine damalige Freundin und ich, beide sehr affin für kindischen Humor, hatten solche Freude an dem Missverständnis, dass wir daran festhielten.)
Wir haben damals nicht Beachvolleyball gespielt, wir fanden den Sport beide blöd, obwohl ich beim Zuschauen zugeben musste: Es sah gut aus, was die da machten.
Jetzt, zehn Jahre später, habe ich mit dem Beachvolleyball angefangen. Mein lieber Freund B. hat im Garten seines Elternhauses einen eigenen Platz, und der ist eine Art sozialer Hotspot. Man trifft sich dort, spielt einen Satz, trinkt ein bisschen Bier, spielt einen Satz, trinkt ein bisschen Bier … so kann das den ganzen Tag gehen. Die Mitspieler kommen und gehen, man trifft alte Freunde, und das Ganze ist ein Riesenspaß. Der Nachbar spielt aus Protest spanische und kubanische Musik in Superlautstärke, was aber nicht stört, sondern sogar gut passt. Unlängst tauchte dort sogar eine Profi-Spielerin auf, spielte drei Stunden („zum Aufwärmen vor dem Training“), verarschte uns auf eine nette Art nach Strich und Faden und ging höchst amüsiert wieder ab.
Etwas Neues zu lernen macht Spaß, und wenn es nur „Bitch Wolli“ ist. Ich glaube übrigens, die erwähnte Weisheit stammt von der Mutter meiner Kinder. Konfuzius und Churchill haben auch eher selten Volleyball gespielt.