Kolumnen

Bisserl sterben

Wir Österreicher beschweren uns gerne. Eine Grado-Urlauberin klagte auf entgangene Urlaubsfreuden, weil das Meer manchmal zu weit weg war und sie dem Wasser hinterherlaufen musste. Die Prinzipien von Ebbe und Flut waren ihr offenbar nicht bekannt.

Wie wird das erst ab Freitag sein, wenn beim Salzburger „Jedermann“ die Buhlschaft erstmals nicht das gesetzlich vorgeschriebene Kleid trägt, sondern Hosen? Ist das überhaupt legal?

Der „Jedermann“ ist das vielleicht österreichischste Stück überhaupt, denn es handelt vom Sterben. „Kumm, Mister Jedermann, gemma bisserl sterben“, sang der großartige Helmut Qualtinger. Und genau darum geht es: Um ein bisserl sterben. Denn ganz am Ende bekehrt sich der reiche Mann und darf eh noch in den Himmel.

Warum das Stück uns trotzdem so fasziniert?  Weil es uns daran erinnert, dass wir alle einmal
 ein bisserl sterben müssen, möglicherweise.