Antizyklisch dankbar
Von Birgit Braunrath
Gestern feierten viele Millionen US-Bürger „Thanksgiving“, so wie jedes Jahr. Doch heuer war etwas anders: Von Ost nach West, von der Washington Post bis zur Seattle Times, zog sich eine Geschichte, die erklärte, wann und warum eigentlich Präsident Lincoln Thanksgiving zum nationalen Feiertag gemacht hatte. Es war im Jahr 1863, exakt in der Mitte des Bürgerkriegs, und es ging darum, Segen und Reichtum zu erkennen. Lincoln wollte das Bewusstsein von Konflikt und Ausgrenzung auf Fülle und Gnade lenken, indem er auf die „heilsamen Himmel und fruchtbaren Felder“ hinwies, mit denen das abgelaufene Jahr die Menschen beschenkt habe.
In heutigem Management-Sprech hieße das: antizyklisches Dankbarsein. So wie die Wirtschaft in der Krise klug investiert, um gestärkt aus einer Depression hervorzugehen.
2018 ist ein gutes Jahr, um antizyklisches dankbar zu sein, als Gegenentwurf zu Kälte und Spaltung, nicht nur in den USA. Aber diesmal ist es umgekehrt: Der Präsident kennt Dankbarkeit und Demut nicht, das Volk zeigt sie ihm.