Werfen Sie Ihr Handy in den Wald! Für das eigene Seelenheil
Von Anja Kröll
Mein Handy wohnt nun bei den Tieren im Wald. Zumindest in meiner Vorstellung. Ich habe es in einem Moment der Ablenkung auf das Dach meines Autos gelegt, bin eingestiegen und losgefahren.
Irgendwann dürfte sich das Handy am Autodach gedacht haben: „Hach, ganz schön zugig hier oben. Vor allem in meinem fortgeschritten Alter von vier Jahren. Schau ich mir doch lieber die Umgebung an.“ Vollestes Verständnis für diese Autodachsicht.
Weniger verständlich allerdings, wie man sein Leben in einer Zeit gestaltet, in der die Hälfte von eben diesem Leben am Handy stattfindet.
Online-Banking-Zugang weg oder bei den Hasen im Wald. 24/7 Erreichbarkeit für den Arbeitgeber und wichtige Kontakte nur mehr in Direktwahl über den Hirsch im Gestrüpp regelbar. Fotos und Erinnerungen alle beim Teufel oder trefflicher formuliert beim Fuchs im Bau.
Gelobt wurden außerhalb der Waldregion in der Sekunde Apps, die auch auf der Desktopoberfläche des PCs funktionierten und Hilferufe an die Menschheit ermöglichten, die weiter im Handyzeitalter lebte.
Apps, die es auch ermöglichten, Kontakte aufrechtzuhalten. Weil von Wolken, die Dinge aus dem Handy speichern, hielt ihre Kolumnistin in der Vergangenheit sehr wenig.
Werden Sie sich nun denken: Ha, aber jetzt hat sie alles in der Cloud. Lektion gelernt.
Nein, hat sie nicht. Weil wenn Sie 10 – in Worten zehn – DIN-A4-Seiten handschriftlich vorne und hinten mit Telefonnummern abschreiben, lernen Sie zwei Dinge. Erstens: Sie müssen jede dieser abgeschriebenen Telefonnummern auch wieder in Ihr neues Handy (das Autodächer hoffentlich meidet) eintippen.
Und zweitens: Nicht jede Nummer ist es wert, abgeschrieben oder eingetippt zu werden. Die Tiere im Wald mögen mein altes Handy besitzen. Ich habe Psychohygiene bei Handykontakten gelernt.