Kolumnen

Abgerutscht

Es gibt neben den großen Albträumen – man schaue sich nur um in der Welt! – auch die kleinen, persönlichen. Für Kulturredakteure mit fulminanter Höhenangst etwa eine transparente Rutsche in 165 Metern Höhe. In das Grauen beim Gedanken, sich selbst irrtümlich auf dieser Rutsche wiederzufinden, mischt sich aber Wohlwollen: Es passt halt so gut, dass am Donauturm nun die höchstgelegene Rutsche Europas prangt.

Man schaut den anderen hierzulande nämlich so gern zu am Weg nach unten.

Ist jemand oben, wird er zum gesellschaftlichen Mottenlicht: Alle sonnen sich im Glanz des Erfolgreichen, den man zugleich natürlich ein bisserl suspekt findet.

Rutscht aber jemand ab, hat man ihn a) nie gekannt und es b) immer schon gewusst. Das potscherte Leb’n ist der natürliche Grundzustand. Das geglückte aber gilt vielen als menschlicher Makel. Warum? Darüber lohnt es, am Weg nach unten nachzudenken.