Welten erschaffen und zerstören und wieder ...
Von Heinz Wagner
Zugegeben, das Wortspiel funktioniert so nur im Deutschen, aber trotz auch spannender gesprochener Texte, die knapp mehr als halbstündige Performance ist sprachunabhängig faszinierend: Aus einer glatten, dicken Platte feuchten Tons lässt der Kneter Joachim Torbahn kleine Figuren, Felder, Flüsse, Paläste „wachsen“, um sie wenige Momente danach gleich wieder zu zerstören und Neues, ganz anderes zu formen. So manche der gesprochenen Geschichten würden sich vielleicht sogar ohne Worte oder in einer (Kunst-)Sprache erschließen.
Manchmal arbeitet er sanft, ritzt im Ton, drückt hier eine kleine Höhle, dann wieder greift er zum Messer, vollführt kräftige Schnitte, bohrt gewaltig in einem Tonberg oder vernichtet die zuvor erschaffenen Figuren, Bäume oder was auch immer mit zwei wuchtigen Handschlägen. Von der Erschaffung natürlicher Welten und Menschen über die Zubereitung von Gerichten, das Auftreten eines Dinosauriers bis zu einer Geschichte über drei Könige, von denen der eine aus Gier alles an sich reißt – und letztlich alles in den Abgrund reißt, reicht der Bogen der wunderbaren Bilder.
Aus Nichts alles und aus Alles nichts zu machen, sich in die Rolle des Schöpfers der Welt versetzen – das kann sozusagen jede und jeder. Ein Material wie Ton, auch Lehm – das gesprochen sehr ähnlich klingt wie Leben - genannt, reicht: „Aus dem Lehm gegriffen“ (Thalias Kompagnons, Deutschland, Regie: Tristan Vogt, Mitarbeit Ruta Platais) war beim diesjährigen Lesofantenfest, dem Kunst- und Kulturfestival rund ums Lesen von Wiens städtischen Büchereien in der Hauptbücherei zu erleben.