Waaaaruuuum gibt es Kriege und Gewalt?
Von Heinz Wagner
Große weiße Luftballons scheinen in der Luft zu stehen. Auf ihnen stehen einzelnen der Kinderrechte. Der „Trick“, der die mit Gas gefüllten Ballons nicht zur Decke der Eingangshalle der Volksschule Marktgasse (Wien-Alsergrund) steigen lässt: Jeweils ein kleiner Stein ist am Ende der Schnur angebunden. Manchmal lassen die Kinder der 2c die Ballons am Boden stehen und im Luftzug flattern. In anderen Szenen nehmen sie die Schnüre in die Hand und versetzen die Ballons an andere Stellen.
Jede und jeder hat gezeichnet
Die Kinderrechte – die heuer übrigens im November ihren 30. Geburtstag feiern - stehen nicht nur auf den Ballons. „Wir haben alle dazu auch etwas gezeichnet, jedes Kind aus der Klasse“, erklärt Miki und er zeigt auf die noch in einer Ecke auf dem Boden liegenden Zeichnungen. Die werden später noch aufgehängt. Der Kinder-KURIER durfte wenige Tage vor der (vorläufig?) einzigen Aufführung (am letzten Februartag) einer Probe für das kleine Theaterstück zuschauen.
Kurze, prägnante Szenen
In kurzen, minimalistischen Szenen nennen die Kinder einzelne der Rechte, die ihnen besonders wichtig sind: Gesundheit, Privatsphäre, Schulbesuch und Bildung, auf Information, mitreden zu dürfen, Asyl, nicht geschlagen zu werden, Schutz vor Krieg, als Kind nicht arbeiten gehen zu müssen und Kind sein zu dürfen... Mit wenigen, manchmal sogar nur einer einzigen Handbewegung(en) oder über ihre Körperhaltung bringen sie als ganze Gruppe bildlich zum Ausdruck, was jeweils eine oder einer von ihnen laut sagt.
Krieg ist kein Spiel
Wild und ausgelassen beginnen sie zu agieren als im Zuge des Rechts auf Spielen alle aus ihren Stofftaschen ein aus buntem Papier gebasteltes Handy herausziehen. Im Zuge eines Online-spiels stoßen sie auch auf Gewalt- und Kriegsspiele – und fallen alle zu Boden. Um den Unterschied zwischen Spiel und Wirklichkeit deutlich zu machen, beginnen vier Kinder realitätsnahe Geschichten aus dem 2. Weltkrieg zu erzählen.
Krieg und Gewalt verbinden sie mit der sich wohl jedem vernünftigen Menschen aufdrängenden Frage „Waaaaaruuuum????“
Was in Körper und Herz weh tut
Gewalt definieren die Kinder dieser 2. Volksschulklasse auch als viel weitergehend als Hauen: „Alles was im Körper und im Herzen weh tut“. Einfacher und doch klarer geht’s wohl kaum. Mit Beispielen vom Beschimpfen bis zum Ignorieren konkretisieren sie in der Folge ihre allgemeine Erkenntnis.
Es wäre so einfach, wünschen sie sich in dieser kurzen Performance. Alle sollen Freundinnen und Freunde sein dürfen und alle die gleichen Rechte haben. „Gleichheit!“ rufen sie gemeinsam und halten einander an den Händen.
Die Performance, die auf den Ideen und Vorschlägen der Kinder aufbaut, haben sie im Rahmen eines dreimonatigen Pilotprojekts der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft – jeweils eine Doppelstunde pro Woche - erarbeitet. Neben der Klassenlehrerin Elisabeth Rischka-Riedl gab es professionelle Unterstützung und Hilfe von außen und zwar von der Theaterregisseurin Emel Heinreich von „Cocon“ (Verein zur Entwicklung und Umsetzung von Kunstprojekten) sowie Katharina Fischer („Starke Stimmen“, theaterpädagogischer Verein zur Umsetzung sozialkritischer Projekte).
Für die meisten bekannt
Dass es Kinderrechte gibt, war den meisten der Kinder schon bekannt. Für Olivia sind Gesundheit sowie Essen und Trinken für alle Kinder auf der Welt die wichtigsten Kinderrechte, wie sie kurz nach der Probe dem Kinder-KURIER sagt. „Schlag mich nicht! Finde ich am wichtigsten“, sagt Limar.