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Über schwierige (Kletter-)Steige zu sich selbst fin(n)den

Weil Klettern eine wichtige, ja fast zentrale Rolle in diesem Jugendroman spielt, war vor – oder hinter (je nach Sichtweise) dem Jugendzentrum come2gether in Wien-Erdberg ein mobiler Kletterturm aufgebaut. Drinnen las Manfred Rumpl, Autor von „Finns Irrfahrt“ (Verlag Picus) Ausschnitte aus dem Buch. Rund um ihn saßen Kinder und Jugendliche von denen die meisten zum ersten Mal einen leibhaftigen Buchschreiber vor sich hatten. Sie lauschten der Schilderung, wenn sich die Hauptfigur namens Finn wieder einmal an seinen Aufstieg aufs „Dach“ wie der verflixte Überhang heißt und den damaligen Absturz erinnert, der vieles für ihn verändert hatte.

Wobei, ums Klettern geht‘s zwar immer wieder. Aber bei weitem um ganz alltägliche, bekannte Dinge, die Jugendliche beschäftigen und bewegen: Wickel zu Hause, in dem Fall mit Richi, der sich als erziehende Stiefvater aufführt – und obendrein Lehrer und Gemeindepolitiker ist. Um Vergangenheit seiner Familie, die ihm verschwiegen wird – was hat’s mit dem Verschwinden des Vaters auf sich?

Vielleicht nicht so allgemein verbreitet, aber Finn engagiert sich auch gemeinsam mit anderen Jugendlichen in der Gemeinde in Sachen dunkle Geschäfte mit dem Müll. Und er haut mit Freund_innen seiner Clique eines Tages ab. Freiluftkonzert, Suche nach seinem Vater, erster Sex... – all das beschreibt der Autor in höchst ausgefeilter, kunstvoller Sprache. Immer wieder flicht der Autor offenbar eigene Erfahrungen und Erinnerungen an eigenes Klettern, an eigene gehörte Musik ein. Und philosophische Gedanken, wie sie sich Jugendliche gerade in der Phase der Suche nach dem Sinn des Lebens und sich selbst und ihre Stellung in der großen Welt im Allgemeinen sowie der kleinen rund um sich stellen.

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Klettern ist weit mehr

Und da spielt Klettern eine Rolle, die weit über das Körperliche hinausgeht: „Das Klettern war in erster Linie eine Schule der Freundschaft, erst dann kamen Dinge wie Mut, Übersicht, Ausdauer und Geschicklichkeit ins Spiel.“

Immer wieder finden sich poetische Wortbilder wie etwa als gegen Ende Finn und Leyla nachts durch den Wald spazieren, durch ein Loch im Zaun ins Bad schlüpften und danach: „Finn schwebte quasi heimwärts ... Berührten seine Füße den Boden noch, oder hatte er das gar nicht mehr nötig, um von A nach B oder überallhin zu gelangen, wohin er wollte?“

Die Lesung war aber nicht nur eingebettet in die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche – angeschirrt und gesichert, ein paar Meter eigene Klettererfahrung zu sammeln, natürlich stand der Autor auch für Fragen zur Verfügung.

Und ansatzlos war zu erfahren, dass einer der Zuhörenden selber schreibt. Noel begann, nachdem dies bekannt wurde, Auszüge aus seinen Horrorgeschichten von seinem Smartphone vorzulesen, die er mittels einer App schreibt und speichert: „Der Alptraum wird wahr“. Ausgehend von einem Spiel zeichnete er zuerst Horror-Cartoons und auf diesen aufbauend wiederum seine Geschichten. „Angefangen hab ich so mit 12 oder 13 Jahren, jetzt bin ich 15.“

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Infos: Das Buch

Manfred Rumpl
Finns Irrfahrt
250 Seiten
Picus Verlag
Paperback: 18 €
eBook: 14,99 €

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