Punkti, Punkti, Punkti ...
Von Heinz Wagner
Nach „1, 2, 3, Film ab!“ aus Dutzenden Kinderkehlen flimmern die Kurzfilme aus unterschiedlichsten Gegenden der Welt über die Leinwand im ersten Stock des Wiener Volkskundemuseums.
Die 4plus-Schiene des hier im Sommer stattfindenden Kurzfilmfestivals „dotdotdot“ (bis 24. August 2018, Infos – siehe Link unten) zeigt meist Zeichentrickfilme aus unterschiedlichsten Gegenden der Welt. In der Vorwoche stand unter anderem der russische Zeichentrickfilm „Snejinka“ auf dem Programm. Dieser lässt einen schwarzafrikanischen Buben von Schnee träumen – nachdem er eine aus Papier ausgeschnittene Schneeflocke sieht. Im australischen „Tiddalik“ wird eine Aborigines-Fabel erzählt von einem riesigen Frosch, der alles Wasser der Erde trinkt und nix mehr übriglässt. Erst ein tanzender All bringt Tiddalik derart zum Lachen, dass er das Wasser wieder ausspuckt.
Ein Film made by Kids
Viele Lacher erntete „ABRACADAPUPS“ aus Belgien. In einer Tierhandlung beschweren sich alle Tiere über Bob, einen Hund. Ständig muss der furzen – womit mögliche Käuferinnen und Käufer sofort Reißaus nehmen. Eines nachts taucht ein Furzgeist auf und verkündet, alle dürfen sich was wünschen. Das Besondere an diesem Film ist, dass er von sieben Kindern (8 bis 12 Jahre) nur mit wenig Hilfe von erwachsenen Profis im Animationsfilmstudio Camera-etc ausgedacht, gezeichnet und animiert wurde.
KreAktiv-Programm
Nach den Kinderfilmen startet in jenem Garten des Museums, der eine Bühne hat, ein kreatives Mitmachprogramm. In der Vorwoche machten sich die Stepptänzerin Anja Zalud und der Beatboxer Geo Popoff auf die Suche nach einem eigenen Rhythmus, besuchten „Tiere“ in verschiedensten Weltgegenden, um deren Rhythmus mitzustampfen, -klatschen usw. Und dann drauf zu kommen, es ist nicht ihrer. Abgesehen davon, dass die auf den entgegengesetzten Polen lebenden – Pinguine und Seehunde gleichzeitig angetroffen wurden, hätte es noch besser gepasst, wenn dann wirklich Kinder ihren jeweils eigenen Rhythmus gesucht und vielleicht auch gefunden hätten, statt nur einen für den Beatboxer zu suchen und finden.
Gespräch mit der Festivalleiterin
Das Festival läuft bereits zum vierten Mal und bespielt Donnerstagnachmittag für Kinder den Veranstaltungssaal im ersten Stock. Abends sowie am Freitag werden filme für Erwachsene in einem der beiden Gärten des Museums – bei Schönwetter, ansonsten auch im ersten Stock – gezeigt.
Lisa Mai, Festivalleiterin, hat an der Filmakademie Kamera und Drehbuch studiert. Trotz allem sieht sie sich aber eher als Checkerin. Sie hat sich früher (2010 bis 2013) schon bei den video-&filmtagen, bei denen im Oktober immer an vier bis fünf Tagen mehr als vier Dutzend Filme von Kindern und Jugendlichen gezeigt werden, bei der (Mit-)Organisation bewährt.
Schon zuvor gründete und betrieb sie (noch als Neumann) – gemeinsam mit Doris Bauer das Festival „espressofilm“ – ebenfalls im Volkskundemuseum „für das wir überraschenderweise sofort Förderungen bekommen haben“. Das lief von 2008 bis 2014, dann gingen die beiden Leiterinnen getrennte Wege.
Niederschwelligkeit
Lisa Neumann, die im Vorjahr ihren Namen auf Mai änderte, erfand danach das nunmehrige Sommerfestival. „Möglichst offen und barrierefrei sollte es sein. Der Titel sollte das schon ausdrücken – drei Punkterl – das lässt alles offen und soll auch Räume zum miteinander reden über Filme öffnen.“ Zur Barrierefreiheit und Niederschwelligkeit gehöre aber mehr als nur Gratis-Eintritt, so die Festivalleiterin.
Im Saal und im Garten gibt es eine induktive Höranlage, die Schwerhörigen über ihre Hörgeräte bessere Verständlichkeit ermöglicht. Die Filme am BarreireFREItag haben (deutschsprachige) Untertiteln. Am Eröffnungstag der 4plus-Schiene wurde der 20-Minuten-Film „Die Wunderlampe“ gezeigt. Dabei handelt es sich um den einzigen österreichischen (Kinder-)Film, in dem eine Darstellerin in österreichischer Gebärdensprache redet.
Simultane Übersetzung aller Filme in Gebärdensprache wurde, so Lisa Mai im KiKu-Gespräch, zwar durchaus in Erwägung gezogen, „aber in Gesprächen mit Betroffenen verworfen. Das Hin- und Her-Switchen zwischen Leinwand und der Dolmetscherin/dem Dolmetscher würde sich nicht bewähren.“
Die Frage, ob es für Blinde Kopfhörer mit Audiobeschreibung gäbe, verneinte die Festivalleiterin. „Auch da haben wir mit Betroffenen und Vereinen geredet, aber die meinten alle, bei Kurzfilmen wäre die gesprochene Information zu textintensiv“.
Auf Wohlwollen stieß die Kinder-KURIER-Anregung, im Sinne des Abbaus von Barrieren, das gemeinsame „1, 2, 3 Film ab!“ auch in anderen Sprachen – solchen, die Kinder mitbringen oder jenen, aus denen die Filme kommen – zu sagen, bevor die Filmblöcke bei dotodotdot 4plus“ starten.
Diese Woche
Diesen Donnerstag sind bei 4plus am dotdotdot-Festival diese fünf Kurzfilme (fünf bis sieben Minuten) zu sehen:
„Hoppeldihopp“ aus Deutschland (2009), „Der kleine Maulwurf und der grüne Stern“ aus der Tschechoslowakei (1969), „Der Traumfänger“ aus Australien (2009), „Ein kleines Lächeln“ (Kroatien 2017) und „Wollmond (2009).
Der erste dreht sich darum, was in der Sandkiste passieren könnte, wenn die Kinder nach Hause gegangen sind. Im zweiten stolpert ein kleiner Maulwurf beim Frühjahrsputz über einen grünen Stein, der wie ein Stern leuchtet. Im „Traumfänger“ beschützt die weise alte Frau Wakanda eine kleine Spinne, die vor ihrem Zeltfenster ihre Netze spinnt. „Ein kleines Lächeln“ zeigt das Treffen einer kleinen Hexe mit ihren Freund_innen, Werwölfen, Vampiren & Co. bei Vollmond im Zauberwald. Schließlich will in „Wollmond“ eine ältere Frau dem Vollmond einen Pulli stricken...
www.dodotdot.at