Fäden, Geschichten und Netzwerke spinnen
Von Heinz Wagner
Spinnen – oft wird es heute hierzulande eher abwertend verwendet und will meistens wen bezeichnen, die/der nicht ganz richtig im Kopf ist. Beim Hauptwort Spinne schrecken viele auf – „huuuuch“. Am ehesten kommt es in der ursprünglichen Bedeutung noch in Märchen vor – vom „Dornröschen“, das sich an der Spindel sticht bis zum „Rumpelstilzchen“. Im letztgenannten kommen die wirklichen Bösewichte unge„schoren“ davon: Der Vater, der die Tochter an den König verkauft und dieser, der nicht genug kriegen kann von dem zu Gold gesponnenen Stroh.
Diese Märchen wurde diesen Samstag unter anderem bei einem der Nachmittage unter dem Motto „Spinnereien - frisch gesponnen“ im Wiener WuK (Werkstätten- und Kulturhaus) erzählt. Immer wieder setzte sich die Erzählerin Dena Seidl dafür an ein großes Spinnrad. Ihre Kollegin Ursula Kiffmann erzählte eher weniger bekannte Märchen - u. a. von einer Spinne, die sieben ihrer acht Schuhe auf den Wegen zu anderen Tieren verliert. Und in der Zwischenzeit spann Claudia Mohr, wenn sie nicht ihre Kolleginnen musikalisch klangvoll begleitete, Fäden.
Spinnereien zum Angreifen
Fäden, Wollknäuel, Handspindeln aber auch getrocknete Teile von Flachs (Leinen-)Pflanzen gab’s im zweiten großen Raum der WuK-Kinderkultur schon vor der Märchenvorstellung zum Angreifen. Die drei Erzählerinnen standen auch für Erklärungen zur Verfügung und an den Wänden hängen Seiten aus einem höchst informativen Buch über den laaaaaaange, müüüüüüühsamen Weg von der genannten Pflanze bis zum fertigen Stoff für Hemden, Leintücher usw. Gegen Ende des Buches findet sich die alte Volksweisheit: „Durch 72 Hände geht der Flachs, eh‘ er als Leinenhemd getragen wird“, wird eine alte Volksweisheit.
Übrigens: Bevor die Erzählerinnen mit ihren Märchen und Geschichten beginnen, stellen sie sich – gemeinsam mit dem Publikum in einen Kreis auf der Bühne. Alle werfen einander ein Wollknäuel zu und halten ein Stück des Fadens in einer Hand. Nach und nach „spinnen“ alle eine Art Netz-Werk, bevor’s in die Erzähl- bzw. Zuhörposition geht.
Infos: Wann und wo wird weitergesponnen?
Spinnereien - frisch gesponnen
Mündliches Erzählen von Märchen
„Prinzessin Glücklos – oder kann man das Schicksal wenden?“
ab 4 Jahren
Mit Ameli Pauli und Claudia Mohr
1. Februar 2019, 16.30 Uhr
„Wer spinnt, hat mehr vom Leben!“
ab 6 Jahren
Mit Claudia Mohr, Dena Seidl und Ursula Kiffmann
2. Februar 2019, 16 Uhr
WuK (Werkstätten- und Kulturhaus): 1090, Währinger Straße 59
Telefon: (01) 40121-0
kinderkultur@wuk.at
wuk - "Spinnereien"
15 Fotos rund um die WuK-Spinnereien
Taschenbuch
Walter Tillmann, Ursula Tillmann-Salge
Vom Flachs zum Linnen: Bauer, Spinnerin, Weber und Bleicher bei der Arbeit
Verlag: Zimmermann Viersen