Kiku

Ein verzaubernder Theaternachmittag

Schon beim ersten Auftauchen aus dem Bühnenuntergrund auf die Spielebene im Renaissancetheater verbreitet Sabrina Rupp einen Moment, nein mehrere Augenblicke voller Magie - durch ihre Körperhaltung und einen verträumten Blick im Bündnis mit den Licht- und Schattenspielen (Bühne und Licht: Friedrich Eggert) sowie ein wenig Glitter alias Sternstaub. Zwei Stunden (eine Pause) verzaubern und begeistern sie und ihre Kolleginnen und Kolleginnen in „Das magische Kind“ das Publikum – sowohl Kinder als auch Erwachsene - im großen Haus des Wiener Theaters der Jugend. Basierend auf E.T.A. Hoffmanns „das fremde Kind“ verfasste und inszenierte der Chefdramaturg Gerald Maria Bauer diese Fassung.

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Die Grundgeschichte

Christliebe und Felix Brakel (Victoria Hauer und Marius Zernatto) wachsen mit ihren Eltern Thaddäus (David Fuchs) und Theresia (Christine Garbe) auf dem Land auf. Sie lieben es vor allem im Wald zu spielen. Verspielt ist ihre Kindheit, wären da nicht die Sorgen der Eltern, verschuldet zu sein – bei einem engen Verwandten. Dieser Graf Cyprianus von Brakel zu Brakelsheim von und zu Brakelsberg und -burg tanzt eines Tages gemeinsam mit seinen Kindern Adelgundchen und Hermann an. Die fast comichaft aufmarschierende feine Schnöseltruppe aus der Stadt hält sich selbst für was Besseres. Der reiche Verwandte will die Schuldeneintreibung verschieben, wenn die Landkinder strengen Unterricht von einem von ihm auszuwählenden Privatlehrer nehmen, um so gebildet zu werden wie die beiden Stadtkinder.

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Soweit die Rahmenhandlung. In dieser spielt sich dann die Begegnung der beiden Landkinder mit dem magischen Kind – das sowohl Mädchen als auch Bub sein kann - ab, das aus der Welt der Feen in jene der Menschen flüchtet – um letztendlich beide vor dem Zerstörer von Buntheit und Fantasie zu retten. Dabei erweckt es sogar die beiden Aufziehpuppen – Puppe und Soldat (Christine Garbe und Haris Ademović, der auch das Stadtkind Hermann spielt, seine Schwester wird – wie das magische Kind – von Sabrina Rupp gespielt) – zum Leben. Fantasievoll, verträumt, verspielt ist die Welt des Kinder-Trios und voller freundschaftlicher Umarmungen.

Der Feind taucht in Form des Lehrers Tinte auf. Diesen stellt Florian Stohr ebenso unsympathisch dar wie den „Zypressen-Hannes“ wie Felix den Onkel nennt. Der fast fliegenmäßig geschminkte Lehrer ist der Inbegriff schwarzer Pädagogik – und Bekämpfer des Fantastischen, Magischen und Herr von zweierlei Maß – alle Marmelade für ihn, nichts für die anderen.

Ohne zu sehr zu spoilern: Natürlich gibt’s ein Happy End.

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Überzeugendes sehr junges Ensemble

Vielleicht einen Hauch zu Schwarz-Weiß werden die beiden unterschiedlichen Kinder- und Bildungswelten von dem sehr überzeugenden, ja begeisternden, extrem jungen Ensemble (alle Schauspieler_innen sind unter 25) gegenübergestellt: Jene der freien Entfaltung samt Lernen mit Freude einer- sowie der spaßbefreiten Drill-Schule andererseits.

Vielleicht hätte die Regie auch eine Spur mehr auf die Fantasie des Publikums vertrauen können, wenn in der vorletzten Szene alle voller Freude und Lust verkünden, sich in den Wald „preschen“ zu wollen. „Aber es ist eben das schönere Schlussbild (im geheimnisvollen, magischen Schattenwald“, meinte der Regisseur vom Kinder-KURIER darauf angesprochen.

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Das magische Kind
frei nach Motiven von E.T.A. Hoffmann
von Gerald Maria Bauer
Ab 6 Jahren, ca. 2 Stunden (eine Pause)

Regie: Gerald Maria Bauer

Besetzung
Felix Brakel: Marius Zernatto
Christlieb Brakel: Victoria Hauer
Thaddäus von Brakel, deren Vater: David Fuchs
Theresia von Brakel, deren Mutter / Eine Puppe: Christine Garbe
Graf Cyprianus von Brakel zu Brakelsheim von und zu Brakelsberg und -burg / Magister Tinte: Florian Stohr
Adelgundchen, dessen Tochter / Das magische Kind: Sabrina Rupp
Hermann, dessen Sohn / Ein Soldat: (Haris Ademović)

In weiteren Rollen: Ensemble

Bühne und Licht: Friedrich Eggert
Kostüme: Irmgard Kersting
Dramaturgie: Clemens Pötsch
Assistenz und Inspizienz: Charlotte Morschhausen
Hospitanz: Lukas Spring

Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien

Wann & wo?
Bis 17. Jänner 2020
Renaissancetheater: 1070, Neubaugasse 36
Telefon (01) 52110-0

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