Das Lernen zu Hause gemeinsam organisieren
Von Heinz Wagner
Erwartungshaltungen abklären, Rituale suchen und finden, Freiräume lassen, gemeinsam besprechen- und reflektieren, was gut gelaufen ist und am nächsten Tag besser oder anders gemacht werden sollte… - Marina Laux, Bildungsexpertin der Wiener Arbeiterkammer (derzeit für Forschungsprojekte karenziert), stellte am Dienstag zehn Tipps „um gut in den Heimunterricht zu starten“ auf den von AK und ÖGB betriebenen Blog (A & W – Arbeit und Wirtschaft). Diese Tipps – gekürzt aber auch mit Link auf die Vollversion – siehe weiter unten.
Der Kinder-KURIER führte mit Laux ein Telefoninterview – in einer ihrer Pausen des Lernens mit den beiden eigenen Volksschulkindern.
Wie bist du auf die Idee gekommen, solche Tipps zu geben und genau diese?
Marina Laux: Als klar war, dass ab dieser Woche Heimunterricht stattfinden wird, wurde ich von mehreren Leuten in meiner unmittelbaren Umgebung gefragt, weil ich ja selber pädagogische Ausbildungen und unterrichtet habe. Nachdem ich zum dritten Mal darüber gesprochen habe, dachte ich, sich schreib das zusammen, könnte ja vielleicht noch mehr Menschen interessieren.
Wo hast du unterrichtet?
An einer Handelsakademie und –schule, aber ich habe auch Pädagogik studiert und eine Montessori-Frühförder-Ausbildung, also sowohl Oberstufe als auch für junge Kinder. Übrigens möchte ich gleich einmal sagen: Kinder, ihr seid Heldinnen und Helden – ihr lernt jetzt zu Hause und helft damit, Menschenleben zu retten.
Kinder lernen viel von anderen Kindern
Aber auch für dich ist so eine Situation ja neu, wie kamst du auf diese Tipps?
Naja, einerseits aus der Lernpsychologie und damit Zurückgreifen auf die Gestaltung von Unterricht bis hin zu strukturierten Anfängen, Pausen usw., die auch für Situationen zu Hause hilfreich sein können. Andererseits kann man natürlich auf Situationen zurückgreifen, die ein bisschen doch vergleichbar sind mit der jetzigen: Helfen beim Hausübung machen, lernen in den Ferien vielleicht auch für Aufstiegsprüfungen.
Aber eines ist jetzt vielleicht noch wichtiger, als es auch im normalen Alltag wäre, was kaum in Lehrbüchern steht: Ent-Stressen. Wir wissen aus vielen Studien, dass sich Eltern sehr stark unter Druck fühlen, für bestmögliche (Aus-)Bildung ihrer Kinder zu sorgen. Das spielt sich jetzt sicher noch verstärkt ab.
Apropos Eltern, viele Eltern können ja gar nicht zu Hause bleiben, sei es, dass sie im Medizin- oder Pflegebereich arbeiten oder auch im Supermarkt – schließlich wollen und müssen wir ja auch alle trotz alledem einkaufen können. Hast du da auch Tipps für Kinder/Jugendliche?
Nicht nur das, es macht ja auch große Unterschiede, ob die Familie in einem Haus mit Garten wohnt oder in einer kleinen Wohnung ohne Balkon
Aber zu den Kindern, Jugendlichen, deren Eltern nun nicht mit ihnen zu Hause lernen können: Kontaktiert eure Schulfreundinnen und -freunde. Kinder lernen ohnehin viel mehr von anderen Kindern als im Schulsystem meistens wahrgenommen wird. Auch dafür sind eure Handys oder Tablets – wie auch fürs Lernen selber (einer der 10 Tipps) – „Freunde“ und nicht des Teufels. Kinder können mit diesen Techniken und Medien ohnehin oft viel besser umgehen. Nutzt sie auch, um gemeinsam zu lernen.
Sicher aber können sich Kinder mit Fragen auch an die meisten Lehrerinnen und Lehrer wenden. Die haben sich in weniger als einer Woche ganz rasch auf die neue Situation eingestellt.
Keine Gebote, ein Leitfaden!
Wieso bist du ausgerechnet auf zehn Tipps gekommen? Weil zehn Gebote?
Es gäbe mehr, aber es sollte nur eine erste Orientierung werden, die durch die ersten Tage hilft. Die AK wird sie jetzt übersetzten lassen - zunächst auf BKS (Bsnisch/Kroatisch/Serbisch) und Türkisch, weil wir von LehrerInnen darum gebeten wurden.
Übrigens: es sollen keinesfalls Gebote sein. Die Tipps verstehe ich als Leitfaden für Eltern, die sich fragen, wie schaffen wir das. Das wichtigste ist mir, dass die Familien gemeinsam die Situation beraten und meistern.
Und selber?
Und, wie funktionieren die Tipps in deiner/eurer Praxis?
Wir bemühen uns, uns an die eigenen Tipps zu halten. Natürlich ist’s auch für uns alle eine schwierige Situation – zwischen Home-Office, gemeinsamen Lernen und Alltag. Aber es gibt auch positive Überraschungen: Heute haben wir bei einer Kiwi-Jause ein Forschungsprojekt erfunden. Dann haben wir recherchiert und sind draufgekommen, dass die nicht - wie meistens angenommen – aus Neuseeland, sondern ursprünglich aus China kommen – wie Corona. Wir haben aus den Kiwis aber auch fruchtige Eislutscher gemacht – für die nächste Lernpause.
Morgen werden wir wieder ein anderes Forschungsprojekt machen – und die Kinder schalten Schulfreunde via Video dazu.
Hier unten geht's zur gekürzten Fassung der zehn Tipps.
Webinar und Diskussion zu Home-Schooling
kostenlose Teilnahme u.a. mit der hier interviewten Expterin
Freitag 27. März 2020 ab 14 Uhr - ca. 5/4 Stunden
Via Facebook/Messenger
dazu brauch es das - ebenfalls kostenlose - Video-Conferencing-Tool Zoom