Darf richtige Kunstwerke tragen und wie diese entstehen
Von Heinz Wagner
Vanessa Dworschak schlüpft für KiKu und schauTV in mehrere verschiedene schon fast fertige Kleider und sagt im Garten von Schule und Jugendzentrums-Außenstelle in einem voluminösen bunten Kleid aus verschiedenen Materialien: „Ich darf heute diese wunderschönen Werke präsentieren.“
Wie ist es, so unterschiedliche Kleider zu tragen, die nicht alltäglich sind?
Ja, also es ist kein every day piece, es ist sehr schwer, aber es ist eine große Ehre, das tragen zu dürfen, weil es sehr schön ist.
Aber ist es mitunter schwierig, solche Teile zu tragen?
Ja, das schon, man muss immer schauen, dass alles sitzt wo’s hingehört und es ist auch schwer vom Gewicht her, aber es ist eigentlich ein richtiges Kunstwerk, das man quasi trägt.
Lena Pietsch ist eine der Werkstättenleiterinnen „und sorge dafür, dass vom Bild bis zum fertigen Kleid alles Nötige passiert“.
Als Werkstättenleiterin bist du ja dafür zuständig, dass aus den Entwürfen Kleidungsstücke werden, die Menschen anziehen und am Laufsteg vorführen können. Das ist sicher nicht immer einfach, wie war es beispielsweise bei diesem Kleid? Wie haben Sie ausgewählt, mit welchen Materialien dieser Entwurf umgesetzt wird?
Meine Kollegin, die zweite Werkstättenleiterin, und ich haben uns die 65 Entwürfe aufgeteilt, je nachdem, ob und welche Vision wir schon im Entwurf sehen. Die Zeichnungen sind teilweise eher abstrakt und es geht darum, die möglichst detailgenau umzusetzen und zu etwas Tragbarem zu machen. Es ist einfach meine Leidenschaft, weil ich bin ausgebildete Bühnenschneiderin und so bin ich genau zuständig für diesen Schnittpunkt, wo Mode zur Architektur wird. Deswegen fällt es mir relativ leicht, Umsetzungen zu sehen. Bei diesem Teil war es mir vom ersten Moment an klar, dass ich das sehr voluminös umsetzen möchte, sodass auch diese Wollcollage die das Kinde gemacht hat, gut zur Geltung kommt und es diesen plastischen Charakter behält.
Auf der Figurine wurde mit diversen Wollresten dieses Kleid aufgeklebt, collagiert.
Aber bei dem Kleid kommt ja Wolle nicht vor, sondern andere Materialien. Was war die Überlegung dahinter?
Wenn man das von der Zeichnung im a4-format auf eine Person in der Größe von 1,80 bis 1,90 Meter vergrößert, muss natürlich auch die „Wolle“ größer werden. Es gibt kaum so große Taue und das wäre auch viel zu schwer zu tragen, deswegen hab ich auf Stoffstreifen zurückgegriffen, um denselben Effekt zu erzielen – nur vergrößert.
Warum ist der untere Teil aus Bast?
Weil wir Bast da hatten und weil es dem Entwurf mehr entspricht. Da sind unten auch feinere Fäden, fast schon Nähseide. Da bietet sich Bast gut an, weil er auch diese dreidimensionale Form ergibt und auch diese Struktur repräsentiert.
Wie lässt sich dieser Bast befestigen, ohne dass er zerfleddert oder runterfällt?
Das war eine Herausforderung, der wir uns stellen mussten. Wir haben uns überlegt, es zu nähen oder zu kleben. Bast aber eignet sich nicht so gut, um genäht zu werden, dann haben wir’s mit kleben probiert und damit haben wir ganz gute Ergebnisse erzielt.