Analoge You-Tube-Friedens-Performance
Von Heinz Wagner
Im Hintergrund händisch gemalt ein YouTube-Logo, darunter der schräge Schriftzug „Monkey business“, der sich im Lauf der Show nicht erschließt, aber vermuten lässt, zumindest mit einem der witzigen Acts etwas zu tun zu haben. Die Beiträge der Abschlussperformance des bereits 16. Peace-Camps sind in diesem Jahr besonders von Witz, Ironie und vor allem Lebensfreude getragen. Dazwischen kommen in wenigen Szenen und vor allem Statements – einzeln oder in kleineren Gruppen – die im Hinter- und auch im Vordergrund stehenden ernsten Anliegen dieser Abschluss-Performance zum Ausdruck: Egal welche Hautfarbe, Religion, nationale oder sonstige Herkunft, egal ob in einem Land geboren oder erst später dort hingezogen, wurscht ob Schokoliebhaber_innen, hetero- oder homosexuell – alle sind Menschen, alle haben das Recht in Frieden zu leben.
Selber praktiziert
Letzteres haben die 33 Jugendlichen aus Israel – jüdische und arabische -, aus Ungarn und Österreich – hier aus unterschiedlichen Herkunftskulturen – zehn Tage selbst vorbildlich praktiziert – wobei so manche von ihnen trotz der von vornherein positiven Grundhaltung überrascht wurden und Vorurteile über Bord warfen. In Workshops und in der Großgruppe haben sie inhaltlich gearbeitet, diskutiert – und auch Beiträge für die abschließende Show erarbeitet. Die zeigten sie zwei Mal – einmal in Lackenhof (NÖ) wo sie fast die gesamte Zeit verbrachten und an ihrem letzten gemeinsamen Abend im Dschungel Wien.
Interviews
Der Kinder-KURIER durfte bei der Generalprobe zusehen, fotografieren und konnte dazwischen ein paar Interviews führen. Die 16 1/2-jährige Yali, Jüdin aus Israel hat sich „dazu entschlossen, beim Peace-Camp mitzumachen, weil ich aus meiner Komfortzone rauskommen wollte, singen, schauspielen, tanzen – mich trauen, vor anderen aufzutreten. Und neue Kulturen und junge Leute kennen lernen. Ich lebe in einem kleinen Dorf, eher abgeschlossen, in so etwas ähnlichem wie einem Kibbuz (einer Art Gemeinschaftssiedlung). Mit arabischen Leuten hab ich davor kaum etwas zu tun gehabt. Die Erfahrung hier war toll, erstaunlich, durchaus überraschend. Eigentlich will ich gar nicht mehr weg. Jedenfalls nehm ich diese Woche und die neuen Freundinnen und Freunde – wir bleiben sicher in Kontakt – in meinem Herzen mit.
Überrascht
Bashar (15) kommt aus Nazareth, die Stadt mit der größten arabischen Gemeinde in Israel. „Beim Peace-Camp hab ich eigentlich das erste Mal so wirklich intensiven Kontakt mit jüdischen Jugendlichen. Die sind voll nett, offen und echt lieb. Ein bisschen hat mich das schon überrascht. Und es gibt mir Hoffnung, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen unseren Völkern eines Tages hoffentlich doch möglich sein wird.“
Traditionell kommen immer auch Jugendliche aus dem Budapester Gymnasium St. Laszlo zur Friedenswoche. Borbi war in diesem Jahr eine davon. Sie war vor allem über die Vielfalt an kreativen Ausdrucksformen überrascht. „und darüber, dass wir alle gar nicht so verschieden sind. Ich habe gemerkt, dass wir Jugendlichen, egal ob aus Ungarn, Österreich, Israel oder wo auch immer viel mehr gemeinsam haben als uns trennt – von der Musik bis zu YouTube-Videos.“ Letztere waren eine der wichtigsten Inspirationsquellen für die Acts im Rahmen der Abschluss-Show.
Aus Österreich sind seit drei Jahren immer wieder auch Jugendliche mit Fluchterfahrung Teil des Peace-Camps. Said (17) kam im Iran zur Welt, seine Eltern stammen aus Afghanistan. Mit einem Teil seiner Familie kam er vor drei Jahren nach Österreich, wo er in der Donaustadt die Schule besucht. „Für mich war das Peace-Camp toll, da hab ich ab dem zweiten Tag alle meine Probleme vergessen, wir haben so intensiv miteinander diskutiert und gearbeitet, gesprochen und auch Spaß gehabt. Ich habe jetzt viele neue Freunde und wir bleiben sicher in Kontakt.“