Am besten, möglichst früh Mehrsprachigkeit fördern
Von Heinz Wagner
Die Direktorin
Judith Königsberger, Direktorin der Volksschule Daniel Gran 2, leitet fünf Klassen mit 101 Kindern, die 17 verschiedene Sprachen neben Deutsch mitbringen. In drei der Erstsprachen - Tschetschenisch, Arabisch und Türkisch – gibt es, übergreifend mit der benachbarten Volksschule 1, je zwei Stunden pro Woche muttersprachlichen Unterricht.
Projekte wie dieses rund um die drei Schmetterlinge oder auch zu Märchen, wo gemeinsam Ähnlichkeiten von Märchen verschiedener Länder und Kulturen gefunden werden, „bringen auf alle Fälle Freude für die Kinder und das ist ja eine sehr gute Basis fürs Lernen. Außerdem ist es eine Motivation, sich auch für die Sprachen der Mitschülerinnen und Mitschüler zu interessieren. Die Kinder tauschen sich dann immer wieder aus, lernen einzelne Sätze von den anderen in deren Sprachen.“
Tirol - Istanbul - Tirol/ Wien/ St. Pölten
In Tirol geboren, mit zwei Jahren mit der Mutter und den Geschwistern zuerst in das großelterliche Dorf und mit neun Jahren nach Istanbul übersiedelt, wo sie maturierte, zog Nuray Gönül-Özel dnach nach Innsbruck, wo sie zuerst Deutsch als Fremdsprache und Pädagogik zu studieren begann und schließlich in Wien den universitären Lehrgang Muttersprachlicher Unterricht absolvierte.
Beim muttersprachlichen Unterricht „muss ich viel mit den Kindern üben, sie müssen oft sehr grundlegende Dinge aus Türkisch lernen. Ihre Familien sind als Gastarbeiter gekommen und können nur die Sprache vom Dorf. Am besten geht es, wenn wir zweisprachig arbeiten, so haben wir das Buch „Die 3 Schmetterlinge“ zuerst auf Deutsch gelesen, dann erst auf Türkisch und dabei das Rollenspiel gemacht. Dadurch ist es so gut geworden.“
Die Autorin
Autorin Ingrid Prandstettter, Herausgeberin der Reihe „Wort & Laut-Detektive“, ist gelernte Lehrerin, hat zuletzt auch an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich, Fortbildungen und Schulentwicklung gelehrt. „Mein ganzes Lehrerleben hab ich Mehrsprachigkeit gefördert.“
Begonnen hat das Anfang 90er Jahre als Kinder aus dem türkischen Erdbebengebiet von Erzincan gekommen sind. (1992 sind in dieser östlichen Provinz bei einem Beben der Stärke 6,8 und etwa 650 Menschen gestorben.). Sie selbst konnte schon Türkisch, was sie aus reinem Interesse gelernt hat und hat mit den Kindern, die nach OÖ gekommen sind, bilingual gearbeitet. Bald danach kamen Kinder, die mit Eltern(-teilen) vor dem Krieg im damaligen Jugoslawien flüchteten. Prandstetter baute auf den Erfahrungen des bilingualen Unterrichts auf, indem sie Lehrkräfte, die Bosnisch/Kroatisch/Serbisch konnten und Bilderbücher in diesen Sprachen einbezog. „Die Kinder abholen, wo sie sprachlich stehen“, nennt sie diese Methode.
Daraus entstand dann viel später die Idee, mehrsprachige Bilderbücher zu produzieren, „anfangs nur in wenigen Sprachen. Es kamen dann aber immer Wünsche der entsprechenden Muttersprachen- oder auch Klassen-Llehrer_innen nach weiteren Sprachen bis wir jetzt schließlich bei 25 angekommen sind.
Neben den „3 Schmetterlingen“ gibt es „Der Fisch mit dem goldenen Bart“ und ein weiteres ist in Arbeit. Ersteres geht auf ein altes slawisches, das Zweite auf ein osmanisches Märchen zurück und das dritte wird von einer Schildkröte handeln, die ihre Mutter sucht – von der Autorin/Verlegerin selbst ausgedacht.
„Aus der Sprachwissenschaft wissen wir, dass alle Phoneme, alle Laute, später akzentfrei gesprochen werden können, wenn sie frühkindlich aufgenommen werden und man mehrere Sprachen bilingual lernen kann - je früher desto besser.“