Wissen/Gesundheit

Feuchtblattern-Impfung: Teenager verklagt Gesundheitsamt – und erkrankt

Viel wurde in den vergangenen Wochen über Impfungen und Infektionskrankheiten diskutiert. Ein US-amerikanischer Teenager muss nun die Folgen eines unzureichenden Impfschutzes am eigenen Leib erfahren.

Jerome Kunkel, 18 Jahre alt und Star seines schulinternen Basketball-Teams, hatte im März Klage gegen das Gesundheitsamt im Bundesstaat Kentucky eingereicht.

Klage wegen Impfung

Anlass dafür: Kunkel wollte sich nicht dazu zwingen lassen, sich gegen Feuchtblattern, auch Windpocken oder Schafblattern genannt, immunisieren zu lassen. Das Northern Kentucky Health Department hatte zuvor eine Verordnung erlassen, die ungeimpfte Schülerinnen und Schüler vom Unterricht an der katholischen Schule Our Lady of the Assumption Academy in Walton ausschloss. Grund für die Regelung war ein Feuchtblatternausbruch, der über 30 Ansteckungsfälle mit sich zog.

Der 18-Jährige, der diese Schule besucht und dem Unterricht unter anderem aufgrund wichtiger Sport-Veranstaltungen nicht fernbleiben wollte, lehnte den Impfstoff unter Berufung auf seinen Glauben ab. Kunkels Vater sagte gegenüber dem Fernsehsender WLWT, dass die Familie Einwände gegen den Impfstoff habe, weil man der Meinung sei, er stamme von "abgetriebenen Föten".

Die Antigene für insgesamt drei Impfstoffe (Röteln, Varizellen/Feuchtblattern und Hepatitis A), werden aus fötalen Zelllinien hergestellt. "Allerdings braucht man hierfür nicht ständig neue Föten, sondern die Zellen für die betroffenen Zelllinien wurden einmalig in den 1960-er Jahren gewonnen und werden seither im Labor weitergezüchtet", heißt es auf der Webseite des deutschen Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) dazu.

"Dies ist eine Tyrannei gegen unsere Religion, unseren Glauben, unser Land", führte Bill Kunkel, im Gespräch mit der Washington Post zudem aus. Sein Sohn werde "bestraft, weil er ein gesundes Kind ist". Und weiter: "Er wird vielleicht nie Feuchtblattern bekommen."

Hat er aber.

Krankheit ausgebrochen

Wie der Anwalt des Jugendlichen gegenüber CNN bestätigte, hat Kunkel vergangene Woche Symptome entwickelt. Derzeit erholt er sich, heißt es.

Gegenüber NBC News betonte Anwalt Christopher Wiest, dass sein Klient seine Entscheidung, ungeimpft zu bleiben, nicht bereue. "Dies sind zutiefst religiöse Überzeugungen, aufrichtige Überzeugungen", sagte Wiest. Die Familie sei über das Risiko eine Ansteckung informiert gewesen – "und sie waren damit einverstanden".

An den Play-off-Spielen seiner Mannschaft, die Kunkel ursprünglich nicht verpassen wollte, kann er nun aber erst recht nicht teilnehmen.

Schutz vor Feuchtblattern-Viren

Feuchtblattern-Viren werden extrem leicht übertragen – fast jeder Kontakt mit Erkrankten führt zur Ansteckung. Im Österreichischen Impfplan wird eine zweimalige Impfung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr (im zweiten Lebensjahr) empfohlen. Die zweite Impfung sollte im Abstand von mindestens vier Wochen, jedenfalls vor dem Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen, erfolgen.

Der Varizellenimpfstoff kann (ab dem vollendeten neunten Lebensmonat bzw. entsprechend der Fachinformation) für alle Personen verwendet werden, die empfänglich sind. Besonders wird die Impfung allen Neunjährigen bis 17-Jährigen empfohlen (Catch-up Impfung). Die Impfung wird auch allen nicht immunen Erwachsenen empfohlen, im Besonderen allen Frauen im gebärfähigen Alter.

Die Krankheit äußerst sich anfangs durch allgemeine Beschwerden wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und gelegentlich auch durch Fieber. Dann tritt der typische Hautausschlag mit flüssigkeitsgefüllten, juckenden Bläschen auf.