Wie Diätologen die Lust auf gesundes Essen wecken
Das wichtigste Therapie-Werkzeug von Caroline Sonnenberg ist vielleicht ihr Einfühlungsvermögen. „Als Diätologin gibt es keine pauschalen Therapien. Es ist ganz wichtig zu berücksichtigen, was der Patient individuell braucht.“ Dort abholen, wo der Patient gerade steht – darin unterscheidet sich die Arbeit einer Diätologin nicht so sehr von anderen Disziplinen.
Sonnenberg arbeitet aber im höchst sensiblen Bereich Ernährungsumstellung, und da ist es besonders wichtig, die richtigen Worte zu finden. „Viele kommen zu mir, weil sie aus gesundheitlichen Gründen müssen. Oft gibt es Ängste, dass ihnen etwas weggenommen wird.“
„Nicht fad“
Schon die Formulierung „gesunde Ernährung“ klinge für viele abschreckend. „Dabei heißt das nicht, dass man verzichten muss und dass es fad schmeckt.“ Dann klärt Sonnenberg auf, zeigt Alternativen auf und erarbeitet mit dem Patienten einen Plan. Ganz nach dessen Möglichkeiten und mit Teilzielen in einer passenden Geschwindigkeit.
Das sind für die Diätologin die schönen Seiten an ihrem Beruf. „Ich kann wirklich auf die Menschen eingehen und Ideen oder Anregungen geben.“ Und die Erfolgserlebnisse stellen sich relativ schnell ein. „Die positiven Veränderungen sieht man meistens schon im nächsten Blutbild. Das motiviert wiederum die Patienten weiterzumachen.“
Bioimpedanzmessung
Technische Hilfsmittel braucht die Diätologin so gut wie überhaupt nicht. Eine Ausnahme ist die Bioimpedanzanalyse (BIA).
Sie basiert auf dem Prinzip der elektrischen Widerstandsmessung. „Damit kann ich die Körperzusammensetzung von Fett, Muskelmasse und Wasser analysieren“, erklärt Sonnenberg. Mit diesem Wissen gehe man Therapieziele dann präziser an. Etwa nur Fett, aber nicht Muskelmasse zu reduzieren.
Interesse an Kochen und Ernährung
Sonnenberg arbeitet freiberuflich in ihrer eigenen Praxis in Wien (www. praxis-ernaehrung.at) und in einem Allergiezentrum, wo etwa Tests bei Laktose-, Fruktose- oder Sorbit-Intoleranz in ihren Aufgabenbereich fallen. Zur Diätologie kam sie über ihr Interesse für Ernährung und Kochen. Zuvor studierte die Wienerin Kommunikationswissenschaften und arbeitete in PR-Agenturen. „Dann habe ich mich zusätzlich zum Diätologie-Studium an der Fachhochschule entschlossen.“
Falsche Schublade
Womit Diätologen oft zu kämpfen haben: „Wir werden häufig in eine falsche Schublade gesteckt. Wir arbeiten sehr viel präventiv oder mit Sportlern.“ Nicht nur, wenn es um krankhaftes Übergewicht oder Diabetes geht, ist die Diätologin gefragt. „Wir betreuen alle Altersgruppen, von Babys bis zu Senioren und Menschen mit den verschiedensten Krankheitsbilder. Dazu zählen ebenso Darmerkrankungen, Mangelernährung oder Essstörungen“.
Am meisten beschäftigen sie allerdings Gewichtsreduktionen. „Oft stecken aber andere Erkrankungen dahinter, etwa das metabolische Syndrom.“
Fettleber kann auch Junge treffen
Ihre Patienten sind bunt gemischt und brauchen auf den ersten Blick des Laien gar keine Ernährungstherapie (die übrigens nur Diätologen anbieten dürfen): „Fettleber tritt zum Beispiel häufig bei jungen Männern auf, denen man es nicht ansieht.“ Der Grund liegt trotzdem in ihrem Ernährungsverhalten: Sie konsumieren zu viele Softdrinks.