Wissen/Gesundheit

US-Arzneibehörde lässt Medikament bei postpartalen Depressionen zu

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat erstmals ein Medikament für Mütter mit einer postpartalen Depression für den Markt zugelassen. Das berichten die New York Times und das Magazin Time übereinstimmend in ihren Onlineausgaben.

In klinischen Tests konnte die Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments demzufolge nachgewiesen werden. Die Medikation, die intravenös als Infusion verabreicht wird, zeichnet sich durch einen besonders raschen Wirkungsmechanismus aus. Betroffenen Müttern soll so binnen 48 Stunden Linderung verschafft werden.

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"Eine postpartale Depression ist eine ernsthafte Erkrankung, die bei schwerwiegendem Zustand lebensbedrohlich sein kann", wird Tiffany Farchione, stellvertretende Direktorin der Abteilung für Psychiatrieprodukte der FDA, in einer Aussendung der Behörde zitiert.

Stationäre Therapie

Das neu zugelassene Medikament Brexanolone wird unter dem Namen Zulresso vermarktet. Die Behandlung damit wird ausschließlich stationär und in zertifizierten medizinischen Zentren erfolgen, da es nach der Verabreichung zu übermäßiger Schläfrigkeit und plötzlichem Bewusstseinsverlust kommen kann, wie es in der Presseaussendung heißt.

Der Wirkstoff Brexanolone ist eine synthetisierte Form von Allopregnanolon, einem Hormon, das durch Progesteron im Gehirn gebildet wird und Depressionen lindern kann, erklärt Samantha Meltzer-Brody, die die klinische Studie leitete, der New York Times. Meltzer-Brody ist Expertin für Stimmungskrisen und Angststörungen und leitet das Perinatal Psychiatry Program am UNC Center for Women’s Mood Disorders in North Carolina.

Den Arzneistoff in Tablettenform anzubieten würde das Medikament breiter zugänglich machen. Entsprechende klinische Tests dazu sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

Kostenintensive Behandlung

Eine Behandlung mit Zulresso ist keinesfalls günstig: Bis zu 34.000 Dollar (etwa 30.000 Euro) kostet die Therapie pro Patientin. Hier sind die Kosten für einen mehrtägigen Aufenthalt in einem Spital noch nicht eingerechnet.

US-Versicherungen prüfen laut New York Times derzeit, ob sie Zulresso als Kassenleistung anbieten werden. Der Hersteller Sage Therapeutics zeigt sich im Interview mit dem Blatt optimistisch, dass Versicherungen die Behandlung künftig abdecken werden.

Mütter in Krisen

Rund 15 Prozent aller Mütter kämpfen nach der Geburt mit psychischen Erkrankungen. Physische und psychische Belastungen und Hormonschwankungen können zu depressiven Verstimmungen führen, die unter dem Begriff postpartale Stimmungskrisen zusammengefasst werden. Je nach Schweregrad werden diese in das postpartale Stimmungstief (Babyblues), die postpartale Depression sowie die postpartale Psychose eingeteilt. Beim Babyblues sind Mütter kurzzeitig (bis etwa zwei Wochen nach der Geburt) emotional labiler, benötigen in der Regel aber keine spezifische Behandlung.

Unabhängig davon kann sich in der Zeit nach der Entbindung auch eine depressive Erkrankung entwickeln. In den meisten Fällen entsteht diese schleichend und über einen Zeitraum von mehreren Monaten hinweg. Bei einer postpartalen Psychose leiden Betroffene neben Schlaflosigkeit und Niedergeschlagenheit an ganz spezifischen Ängsten. Letztere münden oft in eine Gedankenspirale, die große Verzweiflung mit sich bringt und im schlimmsten Fall zu Taten im Affekt führen kann.