Prognose für 2019: Weniger Brustkrebs-Todesfälle in der EU erwartet
Die Zahl der Brustkrebs-Todesfälle wird in den EU-Ländern im Jahr 2019 abnehmen, mit Ausnahme von Polen. Das ergab die Prognose des Epidemiologen Carlo La Vecchia und seiner Kollegen von der medizinischen Universität Mailand. Insgesamt werden in der EU heuer rund 1,4 Millionen Menschen an Krebs sterben, schätzen die Forscher, die ihre Ergebnisse im Fachjournal Annals of Oncology präsentierten.
Anstieg in Polen
Um fast neun Prozent soll im EU-Gesamtschnitt die Brustkrebs-Sterberate im Vergleich zum Jahr 2014 zurückgehen, nur in Polen soll es einen Anstieg um rund zwei Prozent geben. Obwohl die Rate der Todesfälle durch Brustkrebs sinkt - von 14,6 pro 100.000 Menschen im Jahr 2014 auf heuer voraussichtlich 13,4 - würden die tatsächlichen Todesfälle zunehmen, und zwar weil es immer mehr ältere Menschen gebe, betonte La Vecchia.
Brustkrebs bleibe nach Lungenkrebs die zweittödlichste Krebsart bei Frauen. "2014 gab es in Europa 92.000 Todesfälle durch Brustkrebs, 2019 werden es 92.800 sein", so La Vecchia. Unter den sechs größten EU-Ländern wurde für Großbritannien bei Brustkrebs mit 13 Prozent der größte Rückgang der Sterberate prognostiziert, darauf folgten Frankreich (zehn Prozent), Deutschland (neun Prozent), Italien (sieben Prozent) und Spanien (fünf Prozent). Nur in Polen werde es einen Anstieg von zwei Prozent geben.
Bessere Vorsorge und Therapie
Der Rückgang der Rate der Brustkrebs-Sterbefälle hänge gemäß dem Mediziner mit den jeweiligen nationalen Screening Programmen, früheren Diagnosen sowie verbesserten Behandlungsmöglichkeiten zusammen. Der positivste Trend sei hier in der Altersgruppe der Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren zu verzeichnen - das sei meist die Zielgruppe der Screening-Programme, bemerkte La Vecchia. So rechnen die Mediziner in dieser Altersgruppe im Vergleich zum Zeitraum 2010 bis 2014 mit einem Sinken der Sterberaten bei Brustkrebs um 16 Prozent, bei den 70 bis 79-jährigen Frauen werde der Rückgang hingegen nur sechs Prozent betragen.
Zwischen 2007 und 2016 habe sich das Vorsorge-Screening in den Ländern der EU deutlich verbessert: Immer mehr Länder würden ein solches implementieren, immer mehr Frauen ließen sich untersuchen. Die Gruppe der Frauen zwischen 70 und 79 Jahren profitiert jedoch laut La Vecchia wahrscheinlich am wenigsten sowohl von den Programmen als auch den besseren Therapiemöglichkeiten, weil diese bei den Älteren wegen eines generell schlechteren Gesundheitszustandes oft nicht eingesetzt werden können. Dass Polen und andere osteuropäische Länder eine Ausnahme des positiven Trends seien, lege nahe, dass Diagnose- und Therapiemöglichkeiten dort einer Verbesserung bedürfen, meinte La Vecchia.
Krebs-Sterblichkeitsrate sinkt insgesamt
Die Studie beschäftigt sich mit den Sterblichkeitsraten von insgesamt zehn Krebserkrankungen in den 28 EU-Staaten und wurde heuer zum neunten Mal veröffentlicht. Die Wissenschafter arbeiteten dafür mit Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Zeitraum 1970 bis 2014. In allen EU-Ländern zusammen soll es 2019 laut der Vorhersage 1,41 Millionen Todesfälle durch Krebs geben - ein Anstieg von rund 4,8 Prozent im Vergleich zu 2014 mit 1,35 Millionen Todesfällen.
787.000 Männer und 621.900 Frauen werden demnach heuer an den Folgen einer Krebserkrankung sterben. Insgesamt sinke die Krebs-Sterblichkeitsrate im Vergleich zu 2014 jedoch um sechs Prozent bei Männern und vier Prozent bei Frauen. Da die Menschen immer älter und zahlreicher werden, schlage sich dieser Trend nicht in absoluten Zahlen nieder.
Von den zehn in der Studie berücksichtigten Krebserkrankungen war bezüglich der Sterberate nur der Bauchspeicheldrüsenkrebs ohne eine positive Entwicklung: Bei den Männern blieb die Rate seit 2014 zumindest stabil (7,92 pro 100.000 Personen), bei Frauen stieg sie um 1,6 Prozent auf 5,57 pro 100.000 Personen an.
Lungenkrebs fordert die meisten Opfer
Der größte "Killer" aller Krebserkrankungen ist für beide Geschlechter der Lungenkrebs, dem heuer in der EU nach den Prognosen der Forscher 183.200 Männer und 96.800 Frauen zum Opfer fallen. Während hier bei Männern die Sterblichkeit zurückgeht (um neun Prozent - 2014 waren es 36, heuer sollen es 32 Todesfälle pro 100.000 Personen werden), stieg die Rate bei Frauen um vier Prozent an, von 14,2 im Jahr 2014 auf heuer 14,8 pro 100.000 Personen. "Das spiegelt wahrscheinlich die unterschiedlichen Trends beim Rauchen wider, das der Hauptrisikofaktor für diesen Krebs ist", interpretierte La Vecchia. "Außerdem haben Übergewicht und Diabetes zugenommen, die mit der Entwicklung von Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung gebracht werden." Weil es wenige Langzeitüberlebende dieser Krebsart gebe, werde der Fortschritt bei der Forschung zur Prävention und Behandlung behindert.
Im Vergleich zum Höchstwert der Krebstodesfälle im Jahr 1988 seien in der EU bis 2019 mehr als fünf Millionen Todesfälle verhindert worden, meinten die Studienautoren. Allein heuer sollen es insgesamt 360.000 sein: 237.000 bei Männern und 122.000 bei Frauen.