Patientenanwältin Pilz kritisiert einen Homöopathie-Workshop scharf
Kontroverse. 1700 Kinder, mehr als 50 Workshops: Im Rahmen der Kindergesundheitswoche (heuer vom 6. bis 8. Mai) sollen Schüler spielerisch Einblicke in die unterschiedlichsten Facetten des Gesundheitssystems erhalten. Schwerpunkte sind Erste Hilfe, auch medizinische Berufe präsentieren ihre Arbeit. Dass dieses Jahr ein Workshop unter dem Titel „Die zauberhafte Welt der Homöopathie“ von Ärzten der „Gesellschaft für homöopathische Medizin“ veranstaltet wird, verärgert die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz allerdings. Im Ö1-Morgenjournal kritisierte sie, dass hier „unseriöser Scheinmedizin“ Raum geboten werde, das wichtige Thema Impfen aber nicht vertreten sei.
"Unerhört"
Im KURIER-Gespräch wurde Pilz noch deutlicher: „Ich finde es unerhört, dass hier so getan wird, als wäre Homöopathie Medizin und dass man Kinder damit indoktriniert.“ Es werde suggeriert, „es gibt gegen alles ein Kügelchen“.
Impfgegner: "Fanatiker"
Volker Neubauer, Präsident der Gesellschaft für homöopathische Medizin, betont gegenüber dem KURIER seine guten Erfahrungen aus mehr als 20 Jahren Arztpraxis, besonders bei Kindern mit oft wiederkehrenden Infektionen. In erster Linie sei er Arzt und nicht Homöopath: „Wenn ich merke, Homöopathie funktioniert nicht, gebe ich natürlich Antibiotika.“ Den österreichischen Impfplan unterstütze man ganz klar. Impfgegner unter den homöopathischen Ärzten, die Pilz in ihrer Kritik erwähnt, sieht er als „Fanatiker. Das ist nicht die Haltung unserer Gesellschaft.“
Impfpflicht?
Gerade in Zeiten von Fake News und aktuellen Masern-Ausbrüchen „müsste Impfen in so einem Rahmen wie einer Kindergesundheitswoche ein wichtiges Thema sein“, betont hingegen Pilz. Ulli Zika, Sprecherin der Kindergesundheitswoche, verweist auf aktuelle Fragen zum Thema, die Schüler der Vienna International School bei der Eröffnung von sich aus stellten. „Ich glaube daher nicht, dass Impfen in den Workshops kein Thema sein wird.“ Dass es keinen Workshop zum Impfen gebe, „heißt nicht, dass wir es ausklammern“. Bei der Eröffnungsveranstaltung sprachen sich zudem Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Hauptverbandsvorsitzender Alexander Biach für eine Impfpflicht aus.
Kein "ideologischer Streit"
Die jährliche Veranstaltung auf einen „ideologischen Streit“ über Homöopathie zu reduzieren, wäre schade, findet hingegen Zika. „Gesundheit ist ein breites Thema. Es geht uns nicht um Entweder-Oder-Darstellungen einzelner Themen, sondern es sind alle eingeladen, die sich mit Kindergesundheit beschäftigen – gerne auch die Patientenanwaltschaft“. Anspruch auf Vollständigkeit wolle die Kindergesundheitswoche gar nicht erheben. „Es wird immer etwas fehlen. Inhalte, die heuer nicht vorkommen, können unsere Partner im nächsten Jahr gerne aufgreifen.“ Das erwartet sich Patientenanwältin Pilz sowieso: Einen Impf-Workshop, „aber nicht von einer Pharma-Firma, sondern von evidenzbasierten Experten“.