Medizin-Mythen: Wirken Marillenkerne wie eine Chemotherapie?
Von Ingrid Teufl
Obwohl sie giftiges Amygdalin enthalten, werden geschälte bittere Marillenkerne immer wieder als Snack verkauft. Schon die Menge, die in wenigen Kernen enthalten ist, kann gesundheitsschädlich sein. Im November 2018 musste die österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) ein solches Produkt wegen Vergiftungsgefahr zurückrufen.
Mythos, der zu Vergiftungen führt
Doch Marillenkerne erfreuen sich nicht nur als Knabberei einer gewissen Beliebtheit. Im Internet kursiert der Mythos, dass Marillenkerne als „pflanzliche Chemotherapie“ wirken – also Krebs bekämpfen könnten. Immer wieder gibt es Menschen, die auf die vermeintlich heilende Anti-Krebs-Wirkung vertrauen und mit einer Vergiftung im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Vorbeugend und heilend?
Das Team von www.medizin-transparent.at an der Donau-Universität Krems wollte wissen, ob Marillenkerne in Bezug auf Krebs eine vorbeugende oder heilende Wirkung haben. Dafür habe die Experten für Public Health in wissenschaftlichen Datenbanken recherchiert und den aktuellen Stand des Wissens zusammengefasst.
Keine Hinweise
Tatsächlich gibt es keine Hinweise auf eine Krebs-heilende oder -vorbeugende Wirkung. Denn es ist keine aussagekräftige Studie bekannt, in der die Anti-Krebs-Wirkung von Marillenkernen oder dem darin enthaltenen Amygdalin untersucht worden ist. Das gilt auch für die im Labor hergestellte Form Lätril.
Lediglich Einzelfälle sind vermerkt
Es gibt lediglich Berichte über Einzelfälle. Vereinzelt beschreiben diese zwar eine Besserung, die der Marillenkern-Wirkung zugeschrieben werden. Das Problem bei solchen Fallberichten ist der fehlende Vergleich mit weiteren Betroffenen, die weder Marillenkerne, Amygdalin oder Lätril erhalten haben. Dass sich die Erkrankung auch ohne diese Mittel gebessert hätte, bleibt dadurch offen.
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