Wissen/Gesundheit

Havanna-Syndrom: Mysteriöse "Attentate" lösen Krankheit aus

Es klingt wie in einem Agenten-Thriller: Mehr als 20 Menschen leiden an mysteriösen Symptomen, deren Ursache nicht bekannt ist. Alle arbeiten im diplomatischen Dienst, sind Angehörige von Diplomaten oder CIA-Agenten. Ihre Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, neuropsychiatrische Symptome und kognitive Beschwerden.

Erste Fälle wurden 2016 in Kuba bei Mitarbeitern der US-Botschaft in Havanna festgestellt. Später berichteten insgesamt 18 der 21 Diplomaten, dass die Symptome nach einer "akustischen Attacke" aufgetreten seien. An bestimmten Stellen des Botschaftsgebäudes oder in ihren privaten Häusern seien plötzlich laute Geräusche zu hören gewesen. Es wird davon ausgegangen, dass diese gezielt auf die Personen gerichtet wurden.

Die Betroffenen beschreiben die Geräusche ähnlich wie laute Metallklänge oder das Geräusch, das entsteht, wenn beim Autofahren ein Fenster leicht geöffnet ist.

Hirnverletzungen

In der Folge kam es zu Gleichgewichts- und Hörstörungen. Die Botschaft ließ die Patienten zunächst an der Universität von Miami von HNO-Ärzten untersuchen. Später wurden sie an der Universität von Pennsylvania auf Hirnverletzungen untersucht. Keiner der Mediziner konnte jedoch den Auslöser der Symptome identifizieren.

Das Phänomen wurde von führenden US-Neurologen im amerikanischen Ärzteblatt JAMA beschrieben. Sie bezeichneten die mysteriöse Krankheit als "postkommotionelles Syndrom ohne Hirnerschütterung". Dieses beschreibt eine Folge von Gehirnerschütterungen. Doch bei keinem wurde eine Verletzung des Schädels oder des Gehirns nachgewiesen. Es gibt derzeit keine medizinische Erklärung dafür.

Bei den meisten Betroffenen wurden auch Monate nach den " Attentaten" Auffälligkeiten gefunden. Die mögliche Erklärung einer kollektiven psychosomatischen Störung wurde von Neurologen zurückgewiesen. Dass die Symptome erfunden wären oder simuliert, wiesen die beteiligten Mediziner ebenfalls zurück.

Weitere Fälle

Nachdem sich die USA im Sommer 2017 mit Botschaften anderer Staaten austauschten, meldeten sich auch Mitarbeiter und Angehörige der kanadischen Botschaft sowie drei CIA-Agenten. Auch aus China wurde ein Fall gemeldet.

Was die Symptome ausgelöst haben könnte, ist bisher unklar. Eine Vermutung ist, dass Schallwaffen Verursacher sein könnten, ein weitere, dass Mikrowellen eingesetzt wurden. Auch elektromagnetische Impulse sind im Gespräch. Sie könnten laut Theorie ins Ohr eintreten und dort Blasen bilden, die wiederum platzen und dann zu den Symptomen führen könnten.

Bestätigt ist bisher keiner dieser Erklärungsansätze. Alle Beteiligten – darunter auch die Geheimdienste – haben bisher keinen Ansatz, der bestätigt werden konnte.