Witzigmanns Welt: Frauenküche
"Frauen können nicht kochen." Dieses Zitat wird meinem Freund und Kollegen Hans Stucki zugeschrieben, in dessen damaligen "Restaurant Bruderholz" (Basel) meine Frau Monika Ende der 1970er-Jahre im Service volontiert hat, um sich auf ihren Job als Managerin im nagelneuen "Restaurant Aubergine" vorzubreiten. Leider ist der Übervater der Schweizer Küche 1998 verstorben. Wäre er heute noch unter uns – er würde seinen Spruch mit Sicherheit revidieren und den Hut ziehen vor Tanja Grandits.
Seit 2008 verzaubert die gebürtige Schwäbin nicht nur das eidgenössische Publikum mit ihrer Kochkunst in Stuckis ehemaliger Wirkungsstätte, die sie als Hommage an den großen Vorgänger respektvoll unter dem Namen "Restaurant Stucki" führt. Tanja Grandits (u.) bezeichnet ihre Art der Küche als "Wellness für die Sinne". Genauso gut könnte man dazu aber auch Regenbogenküche sagen. Wie keine Zweite versteht die "Köchin des Jahres 2006" (Gault Millau),die sich nebenbei mit Yoga fit hält, Aromen, Farben und Texturen von Lebensmitteln so zu kombinieren, dass einzigartige Geschmackswelten entstehen.
Im April war sie zu Gast im Salzburger Ikarus/Hangar-7 und ich vermisse ihre Aromaküche jetzt schon, die zwar farblich auf dem Teller eintönig daher kommt, aber für die Geschmacksnerven ein wahres Feuerwerk auslöst. Zum Beispiel ihre Komposition von Grün (Egli-Filet, Brennnessel-Knospen, Avocado, Wasabi-Mus, Minze- Tapioka und Reiscrackern) hat mich schwer überzeugt.
Bin ich froh, dass Tanja Grandits sich gegen ihre Mutter durchgesetzt hat. Die riet ihr nämlich davon ab, Köchin zu werden. Die schwere Arbeit sei nichts für zierliche Mädchen wie sie. Heute gehört sie zweifelsohne zu den besten Köchinnen der Welt und ich hoffe, dass sich viele Damen von ihr inspirieren lassen.
Groß, größer, Grandits. Oder anders gesagt: Frauen können kochen!