Winzer des Jahres: "Ein Traum ging in Erfüllung"
Von Georg Gesellmann
KURIER: Sie sind Falstaff-Winzer des Jahres. War das immer schon ein Traum von Ihnen diese Auszeichnung zu bekommen?
Gerhard Pittnauer: Wenn ich ehrlich bin, ja. Es war wirklich ein Traum von mir. Ich hätte nie geglaubt, dass das im Bereich des Möglichen liegt.
Hat sich aufgrund dieser Auszeichnung die Nachfrage nach Ihren Weine geändert?
Ich glaube, so etwas geht nicht so schnell, nur wenn man Winzer des Jahres wird. Ein Händler hat zwar sofort angerufen und eine zusätzliche Palette bestellt. Aber wie sich der Preis wirklich auswirkt, das kann man erst in ein paar Monaten sagen. Natürlich wird es sich auswirken. So ein Titel hat noch keinem geschadet. Wichtig ist aber, was wir draus machen. Es wird wahrscheinlich mehr Verkostungen geben, wir müssen mehr auf Tour gehen. Denn jetzt haben wir eine bessere Wahrnehmung am Markt und das wirkt sich hoffentlich auch beim Verkauf aus, bringt uns aber auch mehr Arbeit.
Sind Sie auf den Titel stolz?
Natürlich bin ich stolz drauf. Peter Moser (Chefredakteur des Falstaff-Magazins, Anm.) verkostet meine Weine seit Jahren und hat darin eine Entwicklung gesehen. Mir wurde eine Entwicklung zugestanden, auf die ich stolz bin. Ich mache nicht unbedingt eine Mainstream-Stilistik. Die Weine im Topsegment sind immer eigenständiger geworden. Und das sehe ich als Feedback dafür.
Nein, ganz und gar nicht. Mir haben viele Kollegen gratuliert. Wie man in den Wald hineinruft, kommt es zurück, denk ich mir einmal. Ich bin selbst ein Mensch, der niemanden etwas neidisch ist. Ich hab’ viel Sympathie gespürt. Einer der ersten Gratulanten war Pepi Umathum (Winzer in Frauenkirchen, Anm.), wo ich gemerkt habe, der freut sich für mich wirklich.
Auf Ihrer Homepage steht, dass sie die Welt und den Wein verbessern wollen. Wie ist das zu verstehen?
Ob ich das wirklich gesagt habe, weiß ich nicht. Aber mir gefällt das Zitat und ich fühle mich dabei ganz wohl.
Wollen Sie die Welt verbessern?
Na sicher. Schon alleine durch den Umstand, dass ich seit 2006 biodynamisch arbeite. Ich komme nicht von der philosophisch, anthroposophischen Seite, mir geht’s um Nachhaltigkeit. Und das machst du nicht einfach aus Gaudi.
Die Erträge durch die Bio-Bewirtschaftung sind geringer. Heißt das, dass die Weine teurer werden?
Für mich stellen Weine aus biodynamischen Anbau, die denkbar höchste Form von Qualität dar, das heißt Weine werden nicht teurer weil sie Bio sind, sondern weil sie besser sind. Außerdem spielen Parameter wie Image und Markt eine große Rolle bei der Preisgestaltung.
Wohin geht die Reise des Weinbaus: Mehr bio oder konventionell?
Das ist schwer abschätzbar Aber ich hab’ die große Hoffnung, dass der Trend zu bio geht. Und eines ist meiner Meinung auch noch wichtig. Die Qualität des Weines wird nicht im Keller gemacht, sondern die wächst im Weingarten.
Noch einmal zurück zur Weltverbesserung. Wie sehen Sie den Zustand der Welt?
Von meinem politischen Bewusstsein heraus bin ich über die herrschenden Zustände nicht glücklich. Was mich sehr stört ist die Verquickung von Großkonzernen mit der Politik und den Medien. Und daraus ergeben sich Defizite der Demokratie. Ich würd’ mir mehr politisches Bewusstsein wünschen, vor allem bei den jungen Menschen.
Zum Schluss und zum aktuellen Anlass: Wer wird Fußball-Weltmeister?
Eigentlich interessiert mich Fußball nicht so wirklich: Aber ich glaube, Deutschland wird es schaffen.
Der 49-jährige Gerhard Pittnauer übernahm mit 16 Jahren, nachdem sein Vater unerwartet verstorben war, ein kleines Weingut. Heute verfügt es über ein neues Betriebsgebäude mitten in den Weingärten am Golser Altenberg. Die Rebflächen befinden sich im Heideboden, am Rand der Parndorfer Platte und auf den Südhängen zwischen Platte und Ebene.
18 Hektar Rebfläche werden zur Zeit selbst bewirtschaftet, wobei der Rotweinanteil 90 Prozent beträgt. In den letzten Jahren wurden sechs Hektar neu ausgepflanzt – der Großteil mit St. Laurent Reben. Die Lagen sind Altenberg (als wichtigste Lage), Ungerberg, Baumgarten, Salzberg und Rosenberg. Die Böden sind überwiegend sandige Lehmböden, die teilweise in Schotterböden übergehen. Besonders für Pinot Noir und St.Laurent ist Gerhard Pittnauer bekannt. Seit 1998 ist er Mitglied im Verein der Pannobile-Winzer.