Feldherren aus purer Überzeugung
Von Cordula Puchwein
Für Alois Pessenlehner ist Grund und Boden – einmal abgesehen von seiner Frau und den drei mittlerweile erwachsenen Söhnen – der größte Schatz. Nicht im Sinn von Besitz und Eigentum, sondern hinsichtlich der Beschaffenheit, Qualität und den damit verbundenen Möglichkeiten für biologischen Anbau. "Das Wissen um die Eigenschaften der jeweiligen Ackerböden ist das A und O. Nicht jede Kultur passt auf jeden Boden. Deshalb ist es wichtig, seine Flächen genau zu kennen", sagt Alois Pessenlehner.
Gemeinsam mit Sohn Florian, der demnächst den Betrieb übernehmen wird, bewirtschaftet der Landwirt in der Gegend um Bubendorf 140 Hektar. Die Flächen liegen großteils im Zöberntal, also im mittleren Burgenland zwischen Kirchschlag in der Buckligen Welt und dem Hausberg Geschriebenstein. Eine liebliche, fast beschauliche Gegend, auch wenn das Klima hier ein bisschen rauer ist als ringsum. Gleichwohl ist die Bandbreite an Böden vielschichtig und eine Herausforderung für biologische Landwirtschaft. Viel Wissen, noch mehr Erfahrung, die man sich über Jahre aneignet, sind wesentlich, um gute Ernten mit hochwertigen Bio-Getreiden einzufahren. Alois Pessenlehner ist auf dem Gebiet längst ein "alter Hase". Land- und Forstwirtschaft haben schon seine Eltern und deren Eltern davor betrieben. Alois ist seit 1999 im Vollerwerb dabei. 2002 hat er auf rein biologisch umgestellt.
Die Bio-Kornkammer
Die Pessenlehners sind breit aufgestellt, bauen Weizen, Dinkel, Hafer, Triticale, das ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, an. Auch Soja, Sonnenblumen, Hirse, Erbsen, Buchweizen gedeihen hier prächtig. Überhaupt kann man das Stückchen Burgenland als die Bio-Kornkammer Österreichs bezeichnen. Pessenlehner: "85 Prozent der hiesigen Betriebe arbeiten biologisch. Eine gewaltige Dichte. Wir sind eine Bio-Region."
Das heißt aber auch, dass hier Bauern zugange sind, die den Aufwand, den biologische Bewirtschaftung mit sich bringt, nicht scheuen. "Der größte Unterschied liegt sicher bei der Pflege der Kulturen. Wenn konventionelle Betriebe mit künstlichen Düngern arbeiten und chemisch-synthetische Mittel über die Felder sprühen, fahren wir mit dem Hackstriegel", sagt Florian Pessenlehner. Überhaupt ist die mechanische Bearbeitung umfangreicher. Eine wesentliche Methode ist das Grubbern. Nie gehört? "Ein Grubber ist ein Gerät zur Lockerung und Krümelung des Bodens, damit die Einarbeitung humoser Materialien leichter fällt. Auch das Unkraut wird so in Schach gehalten. Durch diese schonende Bodenlockerung bleiben die Felder sauber. Da braucht es keine künstlichen Spritzmittel", sagt der Juniorchef. Künstliche Düngemittel sind im Bio-Anbau aber ohnehin tabu. In der Bio-Landwirtschaft erfolgt Düngung primär mit organischer Substanz. Verrotteter Stallmist, Kompost oder Gesteinsmehle fördern die Aktivität von Regenwürmern und anderen Bodenlebewesen. Die wiederum helfen, die Nährstoffe aus dem organischen Dünger zu lösen und gute Bodenstrukturen aufzubauen.
Kluger Wechsel
Grubbern also, das ist das eine. Danach wird ganz konventionell gepflügt und gesät. "Eine echte Herausforderung ist aber", so Pessenlehner junior, "die Erstellung einer sinnvollen Fruchtfolge. Wir gehen hier nach der klassischen Vier-Felderwirtschaft vor." In der Praxis bedeutet das: Im Rad von vier, fünf Jahren werden jeweils verschiedene Kulturen angebaut, ein Mal Weizen, Dinkel, dann Hafer, Sonnenblumen und so weiter. Danach ist ein Jahr Pause, der Acker ruht.
Zurück zum Jahreskreislauf: Nach der Weizenernte, die heuer bei Prachtwetter stattfand und auch mengen- und qualitätsmäßig recht gut ausgefallen ist, erfolgt der Stoppelsturz. Dabei werden Ernterückstände und Getreidestoppeln so bearbeitet, dass sich auch die Folgekulturen gut entwickeln. Sollten Unkrautsamen und Ausfallgetreide dazwischen angekeimt sein, muss nochmals gegrubbert werden. "Danach werden Zwischenbegrünungen, wie Senf, Sommerwicken, Erbsen oder Buchweizen, angebaut. Auch das ist ein wesentlicher Zwischenschritt im Sinn der Bodenpflege", sagt Pessenlehner. Diese Leguminosen helfen, Stickstoff aus der Luft für den Boden nutzbar zu machen. Dank der Mikroorganismen in ihren Wurzeln binden sie ihn.
Eine ständige Herausforderung im Bio-Betrieb sind Krankheiten. Die haben so unangenehme Namen wie Steinbrand, Septoria, Roste oder Mehlau. "Um sich keine von davon einzufangen, ist die schon erwähnte, richtige Fruchtfolge unerlässlich", sagt der 30-Jährige und ist sich seiner Verantwortung als künftiger Manager des Familienbetriebes durchaus bewusst. Das ist sein Leben, seine Leidenschaft. "Es macht mich glücklich, wertvolle natürliche, schmackhafte Produkte herzustellen. Produkte, die ohne Handelsdünger, Pestizide hergestellt wurden und frei von Rückständen sind."