Kann man Gütesiegeln für Fisch vertrauen?
Von Nina Horcher
Ein weißer Fisch auf blauem Hintergrund: Das MSC-Logo ist eines der bekanntesten Gütesiegel für Fischprodukte. Es steht für nachhaltige Fischerei. Konsumenten sollen solche Logos ein gutes Gefühl beim Kauf von Thunfischdosen und TK-Lachs geben. Zu Recht?
Derzeit liegt der Anteil der MSC-zertifizierten Wildfänge weltweit bei 12 Prozent und soll bis 2020 auf 20 Prozent wachsen. Umweltorganisationen kritisieren dieses Vorhaben. Schon jetzt würde MSC umstrittene Fischereien als nachhaltig zertifizieren, hieß es in einem offenen Brief von mehr als 60 Umwelt- und Meeresschutz-Organisationen sowie Wissenschaftlern im Jänner 2018. Sie fordern von dem vom WWF mitbegründeten MSC strengere Regeln.
Kein Siegel für kleine Fischereien
Der REWE-Konzern hat mit dem Pro-Planet-Siegel indes sein eigenes Label geschaffen. Um es zu bekommen, müssen MSC-zertifizierte Fischprodukte von vier weiteren Organisationen auf Fangart und Fischbestand geprüft werden. Neben dem WWF ist darunter auch Greenpeace, die MSC als nicht vertrauenswürdig einschätzen. Fischprodukte ohne MSC-Siegel, wie z. B. von kleinen Traditionsfischereien, haben jedoch keine Chance auf ein Pro-Planet-Label.
Einige verzichten freiwillig auf das MSC-Zertifikat, wie der deutsche Filmemacher Wilfried Huismann aufzeigte. Er bezweifelt die Glaubwürdigkeit des Gütesiegels: „Aus meiner Sicht ist es letztlich Verbraucherbetrug“, sagte Huismann im Schau-TV-Interview. In seiner Doku „Köder im Kühlregal – die dunkle Seite des Fischsiegels MSC“ reist er zu verschiedenen Fischereien, die bereits zertifiziert sind oder das Siegel anstreben. Von nachhaltiger Fischerei ist im Film nichts zu sehen.
Gerhard Herndl, Meeresbiologe an der Uni Wien überrascht das nicht: „Nachhaltige Fischerei gibt es nicht, dafür fischen wir die falschen Fische.“ Thunfisch und Lachs seien Raubfische, die kaum natürliche Feinde haben. Herndl findet Gütesiegel trotzdem sinnvoll – wenn sie ein Problembewusstsein beim Konsumenten schaffen: „Die Kunden denken über Überfischung und Beifang nach und der Trend geht zu Bio-Produkten. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Nur Verzicht wäre nachhaltig
Geht es um die Qualität des Fisches, sei Wildfang besser als Fisch aus Aquakulturen. Denn: „Das künstliche Futter und Antibiotika sind sehr schädlich für Fisch und Umwelt.“ Für Fisch aus Aquakulturen gibt es das – auch vom WWF mitbegründete – ASC-Logo, das verantwortungsvolle Fischzucht zertifizieren soll. Auch ASC steht unter Kritik: Für die künstliche Aufzucht von Lachs wird viel Wildfisch zu Futtermittel verarbeitet. : „Die einzig nachhaltige Lösung wäre, ganz auf Fisch aus dem Meer zu verzichten.“
Tipps: Worauf man beim Fischkauf achten soll
Frischer Fisch
Wie frisch ein Fisch ist, ist beim rohen Filet oft nur schwer zu erkennen. Wer sicher sein will, sollte sich den Fisch im Ganzen genauer ansehen: Seine Kiemen sollten niemals bräunlich oder grau sein und bei einem Drucktest zieht sich frisches Fleisch danach wieder zurück. Außerdem sollte man dem Fisch in die Augen schauen – sind sie klar, ist er frisch. Der Geruch spricht ebenfalls für sich:Der Fisch darf nicht fischeln, nie stechend oder säuerlich riechen.
Tiefgekühlte Ware
Garnelen bleiben nach dem Fang nur kurz frisch, deswegen sollten sie in Österreich nur vorgekocht oder tiefgekühlt gekauft werden.
Generell den Fisch nicht bei Zimmertemperatur, sondern im Kühlschrank auftauen lassen – ohne dass er mit dem Tauwasser in Berührung kommt. Darin sammeln sich schnell Keime, die auch gesundheitsgefährdend sein können.