Gault Millau findet heimische Weine Weltklasse
Ich kann nur sagen, ob mir ein Wein schmeckt oder nicht". Das hört man von den meisten Menschen, die erzählt bekommen, dass man u .a. den Beruf des Weinverkosters ausübt. Und man fragt sie, ob sie sich einen Wein-Guide vorstellen wollen, in dem neben 2700 Weinen steht "schmeckt" oder "schmeckt nicht".
Nein, das würde zu wenig aussagen. Nun, die Gault-Millau-Weinjury hat sich's ja schon bisher nicht leicht gemacht: Für den Weinführer (er ist im
Gault Millau 2012 um 33 € inkludiert) wurden die 300 besten Weingüter des Landes besucht, die Weine vor Ort probiert. Heuer ging man noch einen Schritt weiter in Richtung Wissenschaftlichkeit: Die Weingüter schickten ihre Weine ein - eine Gruppe von drei bis vier Juroren verkostete und bewertete "blind". Das heißt, sie wussten nur Rebsorte, Region und Jahrgang, nicht aber den Namen des Winzers oder Weins.
Überraschungen
Die Idee dahinter war, "menschliche Gefühle" wie Sympathie oder Respekt gegenüber einem Winzer oder einem Wein, der einen schon oft beeindruckt hat, auszublenden. Was für die Juroren (alle Wein-Journalisten oder Sommeliers mit jahrelanger Erfahrung) zu überraschenden Ergebnissen führte. Unbekannte Betriebe, deren Weine sich fantastisch präsentierten, oder bekannte Namen, deren Tropfen nicht überzeugen wollten.
Was sich im Zuge der Verkostungen heuer sehr deutlich zeigte: Österreich ist längst nicht mehr nur beim Weißwein
Weltklasse. Denn gerade in diesem Jahr, wo den doch recht Säure-reichen Weißweinen des kühlen, nassen Jahrgangs 2010 die üppigen, strukturierten und komplexen Rotweine der Jahrgänge 2009 und 2008 gegenüberstanden, musste man erkennen, dass die Roten zunehmend Spaß machen.
Und das Beste dabei: Es sind nicht nur die bekannten Namen - die Triebaumers und Feiler-Artingers aus Rust, die Schiefers und Wachter-Wieslers aus dem Südburgenland, die Heinrichs, Nittnaus und Stiegelmars aus Gols oder die Garde der mittelburgenländischen Blaufränkisch-Künstler. Viele neue Betriebe und junge Winzer präsentieren da jetzt Rotweine von einer Individualität, von Charakter, Würze und Nachhaltigkeit, dass man aus dem Staunen gar nicht herauskommt. Feiner, delikater, dabei aber intensiver als in den Jahren zuvor.
Das, was Hannes Schuster, Johannes Trapl, Paul Achs, Gerhard Pittnauer oder Christian Tschida da 2009 aus Blaufränkisch, St. Laurent, Syrah, Merlot und Cabernet Sauvignon machten, ist nichts anderes als großartig. Sieben Rotweine mit 19 Punkten - das gab's noch nie. Beziehungsweise, wir können sagen: Die schmeckten uns.
Wein des Jahres
Fast so vielschichtig und fein wie Burgunder
Als " ungemein feurig, packend, intensiver Wein, der einem nicht egal sein kann" beschreiben die Gault-Millau-Juroren den Blaufränkisch Rusterberg 2009,
Rosi Schuster in St. Margarethen, Burgenland.
Der Blaufränkisch wurde schon oft besungen - die Struktur, die Rasse, die Feinheit dieser urösterreichischen Rebsorte, ihre seltene Fähigkeit, den "Geschmack des Bodens" auszudrücken.
Der Blaufränkisch Rusterberg, den der junge Hannes Schuster (er hat 2007 nach dem Tod seines Vaters das Weingut Rosi Schuster übernommen ) 2009 aus den Trauben einiger uralter Weingärten kelterte, kann das besonders. Ein Wein, der alle Sinne anspricht und an große Burgunder herankommt.
www.rosischuster.at
www.gaultmillau.at
Die Weinbewertung können Sie unter nachfolgendem Link downloaden.