Leben/Essen & Trinken

Ein Griss um Seewinkler Gemüse aus dem Glashaus

Tropische Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius herrschen im Glashaus von Hermann Unger auf den Feldern von Pamhagen. Schon beim Nichtstun gerät man schnell ins Schwitzen. 16 Mitarbeiter des Landwirts arbeiten Dienstagnachmittag an ihren angestammten Plätzen und ernten reihum die Paprika von 270.000 Pflanzen. Auf den ersten Blick wirkt der Betrieb nicht sehr naturnah, die Pflanzen sind auf Kokosmatten angebaut.

Doch der Schein trügt, sagt Gemüsebauer Unger. Gedüngt werden die Stauden mit Kompost, auf den Einsatz von Chemie wird "gänzlich verzichtet". Anstatt Spritzmittel werden Nützlinge wie etwa Hummeln oder effektive Mikroorganismen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, stellt der 56-jährige Unternehmer klar.

Als biologisch dürfen die Früchte aus dem Seewinkel trotzdem nicht deklariert werden.

Paradeiser-Bauer Walter Sattler war einer der Ersten, der auf die Vorzüge von Glashäusern aufmerksam geworden ist und investierte vor 14 Jahren in einen Hightech-Betrieb in Tadten. Der Trend hält weiter an. Das Glashaus sei die Kultur der Zukunft, sind sich Unger, Sattler und deren Kollegen einig. Die Saison kann verlängert, das pannonische Klima noch besser genutzt werden. Außerdem sei die Nutzung ökologisch, Recycling-Verfahren werden angewendet. Die Bewässerung erfolgt mit Regenwasser. Der Einsatz von Nützlingen gestaltet sich im Hightech-Gebäude effizienter, "da die Tiere im Gebäude bleiben und nicht davonfliegen können", erklärt Sattler.

Die Mitarbeiter der modernen Landwirte schwitzen nahezu das ganze Jahr über bei der Arbeit im Glashaus. Das erste Gemüse wurde im Februar geerntet, die Saison geht bis in den November. Nach der Ernte führt Unger seine Paprika zur "Seewinkler Sonnengemüse"-Vertriebsgesellschaft, die das Gemüse über den Lebensmitteleinzelhandel zu den Konsumenten bringt. "Zum Glück greifen immer mehr Menschen im Supermarkt auf österreichische Produkte", freut sich Unger über einen guten Absatz.

Gut seien auch die Arbeitsbedingungen im Glashaus. Trotz luftiger Bekleidung schwitzen die ungarischen Erntehelfer zwar ein bisschen, sind aber zufrieden mit ihrem Job. "Die Arbeit ist okay und an die Hitze habe ich mich mittlerweile gewöhnt", sagt eine junge Frau aus Ungarn. Unger arbeitet seit Jahren mit einem Stamm-Team, die Arbeit sei attraktiv, "weil die Leute nicht Wind und Wetter ausgesetzt sind und nicht schmutzig werden", erklärt der Bauer. Seine Leute sind nicht als Saisonarbeiter, sondern ganzjährig beschäftigt und verdienen rund 1000 Euro für eine 40-Stunden-Woche.

Glashaus hin oder her. Bei den Konsumenten liegt frisches Gemüse aus dem Seewinkel scheinbar hoch im Kurs. "Es gibt viel zu wenig Ware, wir könnten doppelt so viel verkaufen", erzählt Sattler. Das Griss um die Ware aus dem Burgenland wird bis Juli anhalten und erst abflauen, wenn Hobbygärtner ihr eigenes Gemüse ernten, weiß der Landwirt aus Erfahrung.